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SCREAM SILENCE "the 2nd" (Gothic Rock)
(Moonstorm/EFA)

Wenn ich ehrlich bin, hätte ich der Band ein derart geniales Album nach der letzten Maxi (Wolfsheim Cover) nicht zugetraut. Eine Band, welche von Beginn an, das Problem besaß, mit einer bestimmten Gruppe verglichen zu werden, ist aus deren Fußstapfen heraus getreten, um einen eigenen Weg zu beschreiten. Dazu beigetragen hat vor allem die Stimme von Hardy Fieting. Meine Güte, hat sich dieser Mensch in dem kleinen Bereich zwischen Kehlkopf und Lunge weiterentwickelt. Da schwebt er mal kurz von Bauch zu Kopfstimme, dann versinkt er wieder in tiefe Dunkelheit, um im nächsten Moment die Helligkeit der Romantik über eine tiefe Traurigkeit zu legen. Es ist eine Stimme, von der man gerne mal eine "Gute Nacht Geschichte" vorgelesen bekommt. Die Musik gehört zu denen, die das Wort Gothic wirklich verdient, denn sie erzeugt eine Atmosphäre, wie man sie nur aus alten englischen Gruselfilmen kennt. Man sieht fast das nebelverhangene Schloß und die Brücke, die van Helsing in einer schwarzen Kutsche überquert. Ein mit unglaublicher Melancholie gespieltes Keyboard und die dunkel, fast doomig gespielten Gitarren lassen erkennen, in welche Obhut sich der Reisende begibt. Der von Schwermut getragene Opener läßt sich mit über sechs Minuten Zeit, den Hörer ganz langsam in seinen Bann zu ziehen. Das von wundervoller Melancholie und verspielten Keyboard Parts durchzogene "forgotten days" erinnert ein wenig an Century . "Last Love" zeigt die Band dann von der etwas druckvolleren Seite, wofür vor allem das etwas härtere Riffing an den Saiten verantwortlich ist. Hardy schafft es auch hier die Oberhand zu behalten und seinen Gesang eher auf die Melancholie des Keyboards aufzubauen, um bei "New Life" auf seinen gesanglichen Höhepunkt hin zu steuern. Mit einer selten gehörten Variabilität wechselt er vom Licht in die Finsternis und bestimmt auch das dunkel, traurige "satellite". Ein Song der durch seinen dramatischen Aufbau begeistert. Ruhige Klänge dienen als Intro, im Mittelteil wird ein wenig Bombast hinzugefügt, dazu ein Refrain, mit dem man das Wort Schönheit beschreiben könnte, und ein Ende, welches nur deshalb schockt, weil es das Ende ist. Mit tiefsten Vocals begleitet wird das dunkle Epos "transient". Nicht nur das einem andauernd eine Gänsehaut über den Körper läuft, man beginnt einfach mit zu leiden. Mit "strange wings" wird man ein bißchen elektronischer, ohne die Handarbeit zu vergessen. Und dann ist da wieder dieser Refrain, ein Entziehen gelingt hier nicht mehr. Wenn fast jede Band zum Ende hin abfällt, steigern sich Scream Silence in einen Rausch der Melancholie. Auch nach mehrmaligen Hören, konnte ich keine Schwachstelle erkennen, deshalb volle Punktzahl. Jetzt sind doch glatt in meiner Begeisterung die Pferde durchgegangen, wir vergeben ja keine Punkte, das ändert aber nichts an meiner Meinung. Anspieltips: Song 1 bis 10. Info unter www.screamsilence.de (andreas)


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