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MORGENSTERN "Feuertaufe"
(Napalm Records / Sure Shot)

Da dachte ich doch zu Beginn, daß die Österreicher nur ein billiger Abklatsch von Bands wie Subway to Sally , In Extremo und Tanzwut, mit denen sie auch schon auf Tour waren, sind. Weit gefehlt. Denn sie sind die perfekte Ergänzung. Es ist eine wundervolle Übersetzung des Mittelalters mit der moderne, immer darauf bedacht, daß authentische Instrumente die vergangene Zeit in die Neuzeit transportieren. Die Band um Sänger Steffen bringt einen perfekten Mittelalter Sound, der weder zu hart noch zu weich daher kommt. Und wenn mir jetzt noch jemand sagen könnte, mit wem diese Stimme zu vergleichen ist, wäre ich ihm sehr dankbar, denn ich zermarter mir bei jedem neuen Durchlauf das Gehirn. Außerdem ist es die erste Band die den Depro Punk von EA 80 (besonders erkennbar beim Song "Stufengrab") benutzt, um mit Flöte eine völlig neue Variante dieses schon fast abgegriffenen Mittelalter Rocks präsentiert. Nach kurzem Trommel Intro (verschönert mit Didgeridoo) legen die Vier gleich los mit einer Geschichte zur Weltlage. Religiös wird Gott ein bißchen auf den Zahn gefühlt. Neben der perfekten Umsetzung von Gitarren und Drums, hier bestimmend, ertönt immer wieder die von Susanne gespielte Flöte, die diese Musik immer wieder in eine andere Zeit versetzt. Und dann dieser geniale Gesang, der wie ein Minnesänger seine Stimme als Instrument benutzt. Beim Stück "Das Katzentier" geht es etwas härter zur Sache und beim Song "Die Magd des Herrn" steht das pure Mittelalter Pate bevor es von der Härte der Gitarren erdrückt wird. Ihren Lateinunterricht benutzen sie dann um "Operie Femina" einzuleiten, darauf verzichtet man aber bald, deutsche Texte, immer eingängig, werden von härteren Riffs begleitet, um im chorähnlichen Refrain wieder zurückzustecken. Harte, explosive Gitarren leiten den Beginn von "Es" ein und scheinen das Geschehen zu bestimmen, kurz danach werden sie vom düsteren Sound unterdrückt, um nach kurzen Zwischenspiel von Blasinstrumenten wieder die Oberhand zu gewinnen und den Gesang dunkel hart zu begleiten. So geht es weiter. Ein absolut überzeugendes Album, vor allem wenn man bedenkt, mit welchen Gruppen sie verglichen werden. In Extremo werden um Längen überholt und alle anderen sollten sich warm anziehen. Textlich beschäftigt sich man mit dem finstersten Mittelalter oder verwendet zeitgenössische Texte des Minnesängers Oswald von Wolkenstein. Musikalisch bestechen neben der modernen Interpretation von Gitarre und Drums die altertümlichen Einsätze von Schalmai und Krummhorn (den perfekten Einsatz von Flöte und Klarinette nicht zu vergessen). Eine nette Anekdote noch aus dem Info, diese Band gab am 30.04.98 ihr erstes Konzert und es waren ganze 5(!!) Leute anwesend. Das wird sicherlich nicht wieder passieren und die Fünf erzählen noch heute von der Entdeckung einer tollen Band. Email: morgenstern.band@gmx.de (andreas)



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