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KRAMM "Cour" (Wave)
(Synthetic Synphonie/SPV)

Einer der umtriebigsten Künstler des Undergrounds (Das Ich/ Produzent für Atrocity, Illuminate u.s.w.) entschließt sich ein Solo Album zu veröffentlichen. Bis hierher ein normales Procedere. Aber was hier in meinem CD Spieler rotiert ist nicht nur eine Überraschung, es ist eine Sensation. Ich habe wirklich mit allem gerechnet, nur nicht damit. Was Bruno hier präsentiert, ist schwer in Worte zu fassen. Der erste Durchlauf ließ mich verwundert und überrascht alleine. Mal lesen, was im Info steht, nun gut, es ist eine Din A 4 Seite, vollgepackt mit Fremdwörtern und zweifelhaften Versuchen, diese Musik zu erklären. Und dieser ist zum Scheitern verurteilt, weil man sich, wohl bewußt, das diese nicht die Zielgruppe erreichen, mit Vergleichen zurückhält. Nun gut, ich setze mich jetzt mal in ein Wespennest und setze ein paar Vergleiche. Mir fällt da zunächst Gänsehaut (Remember "Karl der Käfer") ein, dann erinnert der Titelsong verdächtig nach Hubert Kah ("wenn der Mond die Sonne berührt"). Schlagerbarden wie Michael Holm sind auch nicht all zu weit entfernt. Das ganze packt Bruno in ein modernes elektronisches Gewand. Eure geschockten Blicke auf meine Zeilen werden in euren Augen den Klingelton der Bestätigung finden. Jetzt aber zum Wichtigsten, etwas, was bis jetzt nicht deutlich wurde, dieses Album hätte selbst für den großen Houdini Probleme bereitet, denn es ist fesselnd. Der schon erwähnte Titelsong besitzt einen Refrain, der am Tag danach wie ein Tinnitus das Ohr in Beschlag nimmt. Mit dem energischen "Rausch der Tiefe" schafft Bruno eine Mischung aus Brachialität und melodischem Gesang. Und mit "Ich ahne dich" setzt er noch eins drauf. Mit Anne Wagner (Obscyre) am Mikrofon und Olaf Martin (Die Schinder) an der Gitarre beschreitet Bruno den Weg der harmonischen Melancholie. Die lieblichen Gesänge umgarnen zusammen mit traurig gespielten Instrumenten den Hörer. Dieser befindet sich mitlerweile jenseits von Gut und Böse. Für die einen wird es eines der besten deutschsprachigen Alben, für die anderen werden es die peinlichsten Lieblingssongs. Treibend, elegisch und betörend öffnet Bruno die Tür in eine neue Dimension. Außerdem tut Bruno, was gegen den Generationenkonflikt, denn es würde mich nicht wundern, wenn auch meine Eltern diese CD mögen würden, obwohl Kramm mit dem unterlegen von Industrial Sounds den alten Ohren ein Dorn verpaßt. (andreas)


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