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ILLUMINATE "Kaltes Licht" (Melancholic Wave)
(Gallery Records/SPV)

Mit seinen neuen Album scheint Johannes Berthold erneut alle Kritiker und Musikliebhaber in zwei Lager zu trennen. Erneut bestimmt tieftraurige Musik das Geschehen, erneut läßt Johannes getragene Texte voller verwegener, suizidaler Geschichten in ein Meer von düsteren Kompositionen versinken. Hört man genauer auf die Texte, wird man ein Leben als Single förmlich herbeisehnen. Wesentlich minimalistischer als auf dem Vorgänger arbeitet Johannes mit fast neoklassischer Musik. Hoffnungslosigkeit wird in meist romantischer Musik in ein Meer der Schwermut verwandelt. Man wechselt zwischen klassischem Piano und verträumten Keys, ohne je die melancholische Seite zu verlassen. Jenige wird vom Pathos behafteten gesprochenen Wort in ein trauriges Mahnmal versetzt. Erneut verwendet die Band fast liebliche Melodien um jeden Frohsinn im Keim zu ersticken. Teilweise wirkt der charmant gesetzte Pop Appeal der einzelnen Stücke wie eine Melodie der Traurigkeit. Man ist hin und her gerissen zwischen herzzerreißender Getragen heit und eingängigen Soundstrukturen. Es ist erneut ein sehr weich komponiertes Album ohne Ecken und Kanten. Keine schrägen Töne stören die Endzeitromantik. Lieblicher, weiblicher Gesang steht als perfekter Kontrast zu der dunklen Wortgewalt Johannes. Die bittersüßen Melodien verwandeln sich durch Geige, Bratsche oder Cello in ein klassisches Gewand der Dunkelheit. Mit balladesker Hingabe erzeugt man Bilder zwischen Stilleben und surealistischer Kunst. "Illuminate" sind dem Zeitgeist enteilt und machen ihr ganz eigenes Ding, ohne auf Massengeschmäcker Rücksicht zu nehmen. Allein dafür gebührt ihnen die Aufmerksamkeit. (andreas)


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