| AUTUMN CLAN "Requiem to the sun" (Gothic Rock) (W.A.B./Napalm/SPV) Während hierzulande alle im Fußball Rausch verfallen, hatte Österreich die Zeit genutzt, um im musikalischen Sinne einen Außenseiter ins Endspiel zu bringen. Im Tor, Sänger Jens, der jeden Angreifer mit seiner Stimme erstarren lässt. Dazu im Sturm perfekte Gitarren, welche von den Außenbahnen immer wieder mit steilen Bässen bedient werden. Und schließlich im Mittelfeld ein kompakter Keyboard Soundteppich, der die Mannschaft harmonisch zusammenhält. Als Trainer hat man sich einen finnischen Organisator zugelegt, der HIM und wieder taktisch ins Geschehen eingreift (Titelsong). Der britische Zeugwart lässt fast unbemerkt die Depeche Mode einfließen ("Hollow"). Und Paradise Lost sind von der spielerischen Eleganz derart begeistert, dass man sich auf ein schönes Fußballspiel einlässt. Der Mann in Schwarz braucht seine Pfeife kaum, es ist seine Musik. Den Österreichern ist der Erfolg im Endspiel wirklich zu gönnen, denn geschickt versteht es die Band über 14 Songs, den Hörer zu faszinieren. Elegantes Passspiel wechselt mit stoischer Ruhe und scheint, wenn nötig, jederzeit zu einem Konter bereit. Die Band erschafft atmosphärische Sounds, welche in druckvolle Balladen gipfeln. Neben straighten Goth Rock gibt es immer wieder Ausflüge in die 80er, welche teilweise Prog Metal Anleihen besitzen. Zwischen hingebungsvollen Gesängen, die sich auch schon mal in Gänsehaut wirkend in die Gehörgänge schleichen, bedient man sich auch mal der härteren Gangart. Denn sobald die Musik ihren depressiven Charakter offenbahrt, kommt von irgendwo eine Gitarre daher, welche uns manisch jauchzend dahinschwelgen lässt. Vielleicht würde Ville Valo so klingen, wenn er die Kaufkraft der Kids nicht entdeckt hätte. Moderner Goth Rock, weit ab vom pädophilen Geplänkel der Moderne. Heftig rockend und im richtigen Moment der Melancholie huldigend. Dazu ein begeisterndes Saitenspiel, welches mal nicht dauernd den Ball zum Sänger spielt, sondern selbst das Spiel bestimmt. Gelungen und die Überraschung der Spielzeit. (andreas) |