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ANUBIS "Kassandra " (Gothic Wave)
(Eigenproduktion)

Das trotz Pisa Studie die Schule zu etwas nütze ist, beweist die junge Band aus dem Hanauer Raum, denn in einer solchen Lehreinrichtung fand die Basis der Band 1994 zusammen. Ihre Version des modernen Gothic Rocks verpackt sie in ein wundervoll, melancholisches Konzeptalbum, welches neben dem Gehör vor allem auch den Geist zur Mitarbeit aufruft. Es geht um Kassandra, die dem Untergang der eigenen Kultur entgegensieht. Mehr wird nicht verraten. Das Ganze ist in wundervolle Worte gefasst, mal direkt auf den Punkt gebracht, mal metapherartig gehalten, aber immer leicht nach zu vollziehen. Verträumte Synths und eindringliche Gitarren unterstützen Sängerin Barbara Volkert bei ihren Erzählungen. Es ist eine emotionale Umsetzung trauriger Melodiebögen. Die teilweise sehr getragenen Stücke leben vom hervorragen dunklen, wohligen Vocals Barbaras. Sie thront förmlich über einem Schlachtfeld der Melancholie. Man verzichtete bewußt auf Grunzgesang, welcher auf den frühen Werken noch zu vernehmen war und überließ allei n der markanten weiblichen Stimme das Feld. Besonders in den traurigen Momenten ("Meine Liebe") erinnert mich der Gesang an Sonja Kraushofer von LŒame immortelle. Gleichzeitig ist dieses der beste Song des Albums. Über sechs Minuten gibt es alle Facetten des melancholischen Düster Rocks zu hören. Auch beim folgenden "pantha" schafft man es perfekt einen Spannungsbogen aufzubauen. Der Wechsel zwischen aggressiven und tief düsteren Passagen lassen einem die Gefühlswelt von Kassandra am eigenen Leib erfahren . Sehr elektronisch mit dezenten Industrial Anleihen wirkt das experimentelle "Neue Herren" nur zu Beginn befremdlich. Der unterkühlte Gesang wird zum melodischen Mahnmal des Gothics. Teilweise erinnert die Umsetzung an eine symphonische Vertonung Lacrimosas. Besonders der Refrain fesselt den Hörer an den Text. Man verliert sich fast vollkommen in Sound und Gesang. Verzerrter Klagegesang zum Ende hin endet mit einer Kinderstimme und dem Einsatz einer Spieluhr. Vom straighten Gothic Rock wird man bei "Aineias 1" aus Alpträumen gerissen. Man fühlt sich mitten hinein versetzt in ein düsteres Musical. Anubis haben ein monumentales Werk des Gothic Rocks geschaffen, welches sich musikalisch, textlich und gesanglich auf höchstem Niveau befindet. Ein Werk, welches durch seine Wahrheit ein bedrohliches Zeugnis der Menschheit ist. www.world-of-anubis.de (andreas)


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