Wow, das psycheDOOMelic-Label hatte in der Vergangenheit Perlen veröffentlicht, von denen ich leider bisher nichts geahnt habe. Umso glücklicher bin ich, dass mir die Ehre zuteil wird, mich mit diesem Album beschäftigen zu dürfen.

Eine genaue Kategorisierung des Stils ist schwerlich möglich, da OUR SURVIVAL DEPENDS ON US so natürlich durch die Stile Hardcore, Doom, Sludge reisen und auch nicht davor zurückschrecken ein Didgereedoo, eine Violine und eine Vibraphone am Wegesrand aufzugabeln und so harmonisch in den schweren Sound einzubetten, dass man glauben muss, dass es gar nicht anders gegangen wäre. So wie man weiß, dass das letzte Puzzleteil nur in einer Ausrichtung eingesetzt werden kann. Völlig logisch, halt.

Die schwermütig-treibenden Songs werden garniert von den Vocals, an denen sich die Geister scheiden werden, denn wer typischen Gesang erwartet, wird enttäuscht. Wer erwartet, dass der Sänger (oder in diesem Falle sogar zwei) seine Melancholie, Verzweiflung und Hoffnung mit einem brachialen und doch gefühlvollen Instrument zum Ausdruck bringt, wird belohnt. Es muss nicht immer der Metal-Sänger/Grunzer/Röchler sein, sondern dieses hier ist gesungene Authentizität.

Die Songs der CD sind so gestrickt, dass du niemals wirklich merkst, dass ein Track endet, auch wenn dem so ist, denn die Grundatmosphäre zieht sich wie ein roter Faden durch die Songs. "Last Act of Bravery" ist ein Monolith, der düster klingt, in den Gesangslinien aber immer Hoffnung durchschimmern lässt und mit einem fetten Groove alles plattwalzt. Der Mittelteil mit seinem starken Solo und der geänderten Ausrichtung ist genau das, was man sucht: Gefühl und Atmosphäre. "Angel Ranger" hat als Bonus die Violine in der Hinterhand und als Highlight der Scheibe fungiert aber das zwölfminütige "Collecting Tears of the Phoenix". Eine Reise par excellance: das stoische Wiederholen des Riffs erinnert an REVEREND BIZARRE, der Gesang geht dir durch Mark und Bein und erinnert an epische Wikingerfeste bis das Vibraphone und Didgereedoo einsetzt und die psychedelische Reise einläutet, während das Schlagzeug unbeirrt den Beat und damit auch die Karre am Rollen hält. Die Stimme flüstert beschwörend-melodisch und die Stimmung steigert sich wieder bis zur Eruption in Form eines tolles Solos. Ganz großes Nirvana, meine Herren!
Den Abschluss bildet "And a man became a living soul", welches akustisch daherkommt und in dem Johnny Cash aus der Bibel rezitiert. Ach nee, ist ja gar nicht Johnny Cash, ist laut Booklet nämlich Alexander Scourby, der 1966 die komplette Bibellesung auf 169 Schallplatten veröffentlicht hat.

Naja, wer's nicht merkt: die Platte ist atmosphärisch ein Knaller, aber die Songs kommen nicht zu kurz, auch wenn eine gewisse Sludge-Monotonie-Affinität sicherlich beim Genuss hilfreich sein sollte. (chris)

OUR SURVIVAL DEPENDS ON US

"Painful Stories told with a Passion for Life"
(Doom / Core)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 2009

Label:
psycheDOOMelic

Webseite:
www.osdou.com


Startseite