REPTYLE "Corruption" (Goth Rock)
(Equinoxe Records/ ALIVE)

Ganze vier Jahre ließen sich die ostwestfälischen Goth Rocker Zeit für den Nachfolger von "Consequence". Auch wenn es zwischenzeitlich immer wieder Lebenszeichen in Form von Konzerten gab, haben wohl die wenigsten damit gerechnet, mal wieder was Handfestes für die eigene CD Anlage zu bekommen. Warum es dabei zu Hardware-Problemen kommen kann, dazu später mehr.

Um die Musik zu beschreiben, könnte man jetzt wieder die alten Helden (Fields, Sisters etc) zu Vergleichen heranziehen. Allerdings hat die Band über die Jahre hinweg zur eigenen Identität gefunden.

Zu hören gibt es sechs Songs voller Intensität, die spielerisch mit der nostalgischen Tradition des Goth Rocks umgehen. Treibende Eruptionen voller latenter Melancholie unterwerfen sich einem gefühlvollen Umgang mit der Melodie. Hinzu kommt Zulus markanter Gesang, der neuerdings einen samtenen Faden in seine dunklen Stimmbänder fließen lässt.

In "Miss Anthropy", welches zu Beginn ein wenig punkig angehaucht ist, begeistert Zulu mit wechselhaftem Gesang und lässt sich auch mal zu Lalala's hinreißen. Gelungen auch die eingängig hereinfließende Melodielinie. Evtl. erklärt Keule mal gewissen "Herren", wie man es hinbekommt, Derartiges zu formen, ohne dem Kitsch zu frönen oder als F-Diagnose Anpassungsstörung aufgebrummt bekommt.

"Fake your Death" beherbergt in seiner düsteren Darstellung eine gewisse Unterkühltheit. Die Saitenfraktion orientiert sich hier an die darkigen Errungenschaften der frühen 80er. Der Refrain kristallisiert sich hier nicht ganz so klar heraus, was dazu führt, dass der Spannungsbogen über den gesamten Song hält.

Gleich der Opener "Lost in 95" kommt ohne Umschweife auf den Punkt. Treibender Goth Rock at it's best. Auch wenn hier reichlich in Moll gepackt wird, ist immer eine kristallklare Frische zu erkennen. Es ist wie ein altes Buch, welches liebevoll entstaubt, gleich bei den ersten Seiten erneut zu fesseln beginnt.

Höhepunkt ist sicherlich das elegische 8minütige "Into her desert". Betörend die trockenen Riffs, durchdringend die eleganten Vocals, gelungen, das mit schwarzen Pinselstrich gezeichnete Gesamtgemälde.

REPTYLE erfinden weder sich noch die Musikrichtung neu. Nein, sie erbauen ein Trojanisches Pferd, welches sie in die pestverseuchte Stadt der neumodernen schwarzen (Pop)-Musik fahren lassen.
www.myspace.com/reptylemusic

Ach ja (Hardware?): 12" Vinyl (andreas)



Startseite