ATMOSFEAR, THE "The World is grey" (Death Metal)
(Eigenproduktion)

Ich habe dem Album mal die Genrebezeichnung "Death Metal" verpasst. Aber liebe Gemeinde, das ist nur die halbe Wahrheit, denn hinter diesen 43 Minuten steckt viel mehr, als diese Bezeichnung erwarten ließe.

Zum Ersten fällt der Gesang von Olle in Ohr: unheimlich abwechslungsreich kann er wie der OBITUARY-Fronter kotzen, aber auch in der nächsten Sekunde schwarzmetallisch kreischen und wie ein schwarz-weißer Waldschrat aus dem Harz die Bäume zum Laubabwerfen bringen. Aber der Clou ist, dass es immer perfekt getimt ist und den Texten die letzte Würze verleiht. Im hinteren Teil der CD verstecken sich auch mal eher melodiöse Momente, wobei sich irgendwelche Popmetaller aber die Mühe sparen können.

Neben den gelungenen Vocals fällt aber auch die außergewöhnliche Gitarrenarbeit auf: vor allem die oldschooligen Akustikeinschübe machen mich froh. Früher (Ende der 80er / Anfang der 90er) haben die besten Bands mit solchen Einschüben geglänzt und auch heute verfehlen diese Auflockerungen ihre Wirkung nicht. Filigrane Einsprengsel verstärken die Wucht des Blasts und des Grooves um ein Vielfaches. Und die Balance zwischen todbringenden Riffs und feinen Melodien beherrschen die Südniedersachsen beinahe perfekt.

Aber auch die Songs als solches können alle begeistern, entziehen sie sich doch durch das spannende Songwriting der Konformität der Masse und bieten Überraschungen und viel Abwechslung. So wird auch nicht durchgehend geballert, sondern auch in dem Bereich regiert die Weitsicht und das Können, dieses Album für einen Langzeiteinsatz fit zu machen und die Erkenntnis, dass jeder Song das gewisse Etwas besitzt, bleibt nicht lange aus.

Auch wenn das Wort Abwechslung häufiger fällt, hat es nichts mit Ratlosigkeit zu tun oder dem Unvermögen, seine Ideen sinnvoll zu kanalisieren, im Gegenteil. Alles passt harmonisch zusammen und die Songs sind rund und für mich aufgrund der nicht penibel eingehaltenen Genregrenzen für jeden empfehlenswert, der auf deftigen Death/Black/Thrash/Heavy Metal steht und sich kritische Texte gerne zu Gemüte führt.

Als Bonus kommt die professionelle Aufmachung und die gelungene Produktion. Wieder einmal ist es erstaunlich, wer oder was alles auf verstrahlten Majorlabels seine Kindergartenscheiße raushauen darf und dass Bands wie THE ATMOSFEAR sich mit viel Energie und Eigeninitiative den Weg ins Ohr der Hörer erarbeiten müssen.

Anspieltipps: "Piece of Planet" oder "Brutality of Life" (gerade dieser Track vereint alles genannte in einem Song) oder "Deathinfection". Aber der Rest ist, wie gesagt, ebenfalls hervorragend geeignet, um sich metallisch die Rübe abmontieren zu lassen. Meinen Respekt, meine Herren. www.the-atmosfear.de oder www.myspace.com/theatmosfear666. (chris)



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