ROME "Nos Chants Perdus" (Chanson Noir, Folk)
(Trisol)

Gerade mal ein Jahr ist vergangen, seitdem ROME mit "Flowers From Exile" den ganz großen Schritt nach vorn gemacht haben. Nun liegt mit "Nos Chants Perdus" bereits der Nachfolger vor und die Erwartungen an dieses Album sind bei mir riesig, zumal die Vorab-Maxi "L´Assassin" diese Erwartungen bereits beeindruckend bestärkt hatte.

Anno 2010 sind Jerome Reuter und Patrik Damiani weiter auf dem Weg, ihre Musik der Perfektion anzunähern. Mit einem bei den ersten Alben nie für möglich gehaltenen Feingefühl für Harmonien und musikalischem Ausdruck schaffen es die beiden Luxemburger auf "Nos Chants Perdus", akustische Welten der Extraklasse zu schaffen. Die CD schwankt zwischen kraftvollen Stücken wie "Les Deracines", "La Commune" oder" Les Iles Noires", bei denen die dynamische Akustikgitarre in Symbiose zu rhythmischen leichten Drums und feinen Synthieharmonien Melodien der ganz besonderen Art zaubert. Jerome's Stimme haucht dazu kräftig und fast verführerisch wundervolle Gesangslinien, die zusammen mit den Instrumenten kaum an Schönheit zu übertreffen sind. Auf der anderen Seite stehen ganz ruhige verträumte Songs wie "L'Assassin" oder "Sous La Dague", die von einer tiefen dunklen Schwere begleitet werden und sehr nachdenklich wirken.

Einen ganz neuen musikalischen Aspekt nehmen ROME mit "La Rose Et La Hache" in ihren musikalischen Radius auf. Hier werden französische Chanson Elemente und Rhythmen in den ROME typischen Sound verheiratet, ein Akkordeon verzaubert hier mit ganz ungewohnten, aber sehr passenden authentischen Klängen. Als Abschluss warten ROME mit "Chanson De Gestes" mit einem der zerbrechlichsten Stücke ihrer Schaffensphase auf. Sehr zärtlich und fast chillig spielt die Gitarre zu einem sanft gehauchten Gesang zu Beginn des Stückes, bevor sich mit langsam steigerndem Nachdruck der Song mit einer ganz intensiven starken Gesangsleistung zu gefühlvollen Höhepunkt steigert.

Neu ist das fast gänzliche Fehlern der bisher stilprägenden Samples, was auch darauf schließen lässt, dass nur noch das musikalische Können im Vordergrund steht und diese Elemente nicht mehr zur Stimmungsgestaltung benötigt werden. Somit sind allerdings auch alle Neofolk Elemente verschwunden, die die frühen Alben ausgemacht haben. Manche werden das vermissen, dafür werden ROME nun auch andere Hörerschaften für sich gewinnen. Auch die auf den frühen Alben oft in Deutsch betitelten Songs gibt es nicht mehr. Auf "Nos Chants Perdus" haben alle Songs französische Namen, obwohl fast alle in Englisch gesungen sind.

Produktionstechnisch ist man inzwischen auch in einer ganz anderen Liga angekommen. Die bisher schon sehr schönen Digipacks mussten nun einen extrem edlen Leinenband weichen. Im Inneren befindet sich ein tolles Booklet mit allen Texten, jeder Menge Bandbildern und diversen Zitaten zum Albumthema, dem revolutionären Frankreich zu Kriegszeiten.

Insgesamt ein ganz ganz starkes Album aus dem Hause ROME und man fragt sich, wie das immer wieder zu übertreffen sein soll. Aber diese Frage wurde bisher mit jedem neuen Album spielend beantwortet.
www.myspace.com/romecmi (michi)


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