MOLLY HATCHET "Justice" (Southern Rock)
(Steamhammer / SPV)

Ich befinde mich in einer Krise: "Früher" bekam man die CDs zugeschickt, die man besprechen konnte. "Konnte", weil es eine "Ehre" ist, Musik zu bekommen, um seinen mehr oder minder qualifizierten Senf dazu abzugeben. Diese CD sah ich immer als Wertschätzung, Lohn und Gegenleistung zu meiner "Arbeit". Schließlich beschäftigt man sich intensiv mit der Musik, recherchiert weitere Infos, zapft seine Schreib-Ader an und erzählt, was geil oder kacke ist, organisiert werbefrei eine Homepage und kümmert sich um die Musik, die man liebt. Das kostet Zeit und Kraft, denn auch wenn man es kaum glauben mag, wir vom Amboss müssen nebenbei noch arbeiten gehen und alles läuft in unserer Freizeit (wobei dieses Review ausschließlich meine Meinung darstellt!).

Aber jetzt fallen auch diese Wertschätzungen der anderen Seite einfach weg. Wir bekommen Links oder im Falle von MOLLY HATCHET bekomme ich jeden Track als zip-File, die ich alle einzeln runtersaugen, entpacken, umbenennen muss. Das nervt mich persönlich. Wenn ich nicht gerade eine CD brennen möchte, um diese im Auto zu hören, bin ich jetzt gezwungen am PC-sitzend die neue MOLLY HATCHET zu bearbeiten. Was wiederum schlecht für die andere Seite ist, da ich ja nun genug Zeit habe, nebenher über das zu schreiben, was mich ankotzt. Hab ich hiermit getan und hoffe, dass man sich nicht persönlich angegriffen fühlt, denn die Lage ist, wie sie ist und wahrscheinlich werde ich es nicht ändern können. Aber dass es mich anwidert, darf ich sicherlich auch sagen, oder?! Und vielleicht denkt der eine oder andere da draußen so wie ich. Übrigens, die Frage nach einem sogenannten "finished product" musste negativ beantwortet werden. Somit bin ich streng genommen ein billiges Promotool, der die gleiche Arbeit wie vorher macht, allerdings jetzt für umsonst. Ist das fair?!

Es gibt aber auch noch Labels, die sich nicht lumpen lassen und nach mp3-Reviews oder bereits zur Rezension mit vollwertigen Produkten den gegenseitigen Respekt bezeugen. Von ganz kleinen Bands mal angesehen, die den Kram komplett aus eigener Tasche bezahlen. Aber im immer größer werdenden Teil der Maschine ist gegenseitiger Respekt nur noch eine Worthülse.


Ach ja, die neue MOLLY HATCHET... sehr gut! Southern Rock in Reinkultur mit der Donnerstimme von Phil McCormack und den unvergleichlichen Gitarren von Bobby Ingram. Der Opener "Been to Heaven, been to Hell" ist genau das, was man von der ollen MOLLY erwartet: Boogie, tolle Melodie und Energie... ein echter gute Laune-Rocker! "Vengeance" hingegen klingt gemain und groovt großartig und mit dem Titeltrack "Justice" durchlebt man ein kleines Epos von mehr als 8 Minuten. Das ist definitiv ein moderner MOLLY HATCHET-Klassiker! Schwachpunkte sind die Balladen, wenn auch manch traurige Geschichte dahinter steckt, aber im Großen und Ganzen ist es ein sehr gelungenes Album, was man als MOLLY HATCHET-Fan unbesehen in den Warenkorb packen kann. Webseite: www.mollyhatchet.com. (chris)


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