AYIN ALEPH "Ayin Aleph II" (Modern Klassik)
(Invensic Records)

Nachdem die in Paris lebende gebürtige Russin auf ihrem Debüt noch symphonisch Goth spielte, geht sie auf diesem Zweitwerk in die puristische Klassik Richtung. Fast ausschließlich mit Klavierbegleitung läßt Ayin ihre Stimme außnahmslos in den Mittelpunkt zerren. Diese Stimmbänder besitzen die mysthische Eleganz einer Kate Bush und die Verrücktheit einer Nina Hagen. Das Klavierspiel erinnert eher an Ernst Horn als an Chopin und ist von einer beklemmenden Rohheit durchtränkt. Es sind nicht wirklich Melodien, die gespielt werden, dafür ist die Tastenbearbeitung viel zu ungehobelt. Es ist ein sehr experimentelles Werk entstanden, welches durchaus auch mal reichlich nerven kann. Weder Pianospiel noch Gesang sind mit normalen Maßstäben zu beschreiben. Zu sehr verschreibt sich die Künstlerin der Schrägheit. Was Ayin aber komplett verinnerlicht hat, ist das Gespür für eine große Dramatik. Da klingt sie eben noch wie die kleine Schwester von Kate mit all ihrer Lieblichkeit, dann flüstert sie wie ein Vamp im Wolfsgewand, um später dann hexengleich Verschwörungsformeln zu interpretieren.

Wer Horns Klavierspiel auf den Akustiktouren mag, wer in den 80ern Kate Bush mochte (bzw. ihre eher schrägen Spätsiebziger Werke), wer puristische Schrägheit mag, der sollte hier mal ein Ohr riskieren. Phasenweise würde dem Werk ein wenig mehr Orchestralität gut zu Gemüte stehen. (andreas)


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