EGONOIR "Reste. (Was von Sturme übrig blieb)" (Black Metal)
(Van Records)

Guck mal an. Der schwarzmetallische Untergrund ist alles andere als ein lärmender Haufen Waldschrate, die im Erdloch wohnen und Rehen die Köppe abbeißen (ein weitverbreitetes Vorurteil im Süden Niedersachsens).
Ganz im Gegenteil: ein schillernder Biotop aus dem ein Moloch emporsteigt und dich mit den Texten und der Musik auf eine Reise mitnimmt, dessen Ziel dir nicht gefallen muss, aber kann. Auch wenn es erschreckend ist, wenn dir harsche Worte gefallen, die voller Klarheit den Hass und Ekel vor Anderen ausdrücken. Schließlich soll man in unserer Welt ja immer nett sein. So wurden wir wenigstens noch erzogen. Aber so viele Tugenden gehen mit dem neuen Zeitgeist unter, dass Einem das blanke Entsetzen packen wird, wenn man es erst einmal realisiert.

BinZynisch ist so ein Moloch, der dir seine Texte und seine Gedanken und Gefühle geschrien, gesungen, elektronisch verzerrt und mit Hilfe von Samples ins Gesicht schmettert und sich wahrscheinlich ein Ei darauf pellt, ob es dir schmeckt oder nicht. Mir schmeckt es. "Die Kinder Saturns" oder auch das "Haus der Wölfe" sind episch, wohldurchdacht, aber niemals ohne unbändige Energie, die sich aber nicht durch wilde Raserei ausdrücken muss, sondern auch durch einen schönen Pianoteil oder weiblichen Gesang als Kontrast den Spannungsbogen in die Höhe schraubt. Am meisten erschrickt mich "Der Ausfall", der aus einem langen Filmsample besteht und mit einer träumerischen Klaviermelodie unterlegt ist. Der Text ist erschreckend ehrlich und auch wenn ich das Ergebnis nicht gutheißen kann, kann ich den Weg dahin durchaus verstehen.
"Auf Höhen" bietet wieder großartige Abwechslung und baut ein majestätisches Gefühl auf, pendelt zwischen Raserei, akustischen Parts und Gesangsmelodien, die mich irgendwie an LACRIMOSA erinnern, wobei der Gesang allerdings viel rauer und direkter ist. In die gleiche Kerbe haut auch "Abstrakta", bevor es mit "Supervacaneus" noch ein bisschen heftiger wird. "Wolf again" bietet wieder Epik, eine wunderbare Akustikgitarre und Streicher. Irgendwie fällt mir zu diesem Track der Begriff "wunderschön" ein.
"Also starb Zaratustra" bietet zu guter Letzt eine Spoken Word-Performance mit bombastischem Soundtrack zum Nachdenken.

Hut ab! Das ist mal ein großartiges Album, dass eigentlich in keine Nische passt, denn sowohl Black Metaller, als auch Leute ohne großartigen Black Metal-Background, die einfach anspruchsvolle Musik und Texte genießen wollen, müssen sich damit mal auseinandersetzen, auch wenn die Texte sicherlich nicht in jeden Standard-Kopf passen müssen.

Checkt mal die Label-Seite www.van-records.de und überlegt euch, ob ihr das schöne Digipak mit Silberdruck und Booklet inklusive der Texte nicht gleich dort ordert. Empfehlen kann ich es euch. www.binzynisch.info / www.myspace.com/egonoir (chris)


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