(1) UNHEILIG "Grosse Freiheit" (Schlager/ Hard Pop)
(Fansation/Universal)

UNHEILIG sind nicht die erste Band, welche den Umweg über die schwarze Szene in die Hölle des Mainstreams beschreiten. Da man hier aufs billigste galante Ohrwürmer produziert, wird dies auch gelingen. Ich weiß nicht wie der Kontakt zu Ralph Siegel entstand, aber er hat gefruchtet. Kurz noch Till und Bill kontaktiert und fertig ist das Werk. Mich würd es nicht wundern, wenn die Besucher vom WGT etwas später komplett auf der Tribüne bei Silbereisen ihrem Grafen zujubilieren.

Es ist ein unsäglicher, kitschiger Plot voller unterirdischer und dunkel angehauchter Schlagerromantik. Ein textlich kritikloses Exkrement aus positivem Denken. Da musikalisch hier nicht gerade heroische Momente regieren, bleibt es bei reiner Fahrstuhlbegleitmusik. Dazu eine betörende Familienästhetik, welche das Aussuchen eines Sarges beim örtlichen Bestatter erträglich macht.

Die aktuelle Single "geboren um zu leben" ist schon schlimm, aber der Graf kann es noch schlimmer, wie das gesäuselte "Heimatstern" oder das Hans Albers Gedächtnislied "Grosse Freiheit" beweisen. Bestückt mit reichlich OHHHHOHHHOOOS und HOOOHOOOHHHOS im Gesang lässt der Graf keinen Fettnapf aus.
Im harten Rammstein Plagiat "Ich gehör nur mir" singt der Graf "ich werde niemals wie du sein". Ich hoffe er meint mich.

Im Endeffekt eine narzißtische Beweihräucherung eines Menschen, der den Schlager für sich entdeckt hat.

Zusatz: Es ist nur ein Gerücht, dass Marianne Rosenberg Unheilig als Vorband engagiert hat. Zudem stößt sich ihr Manager noch am Bandnamen. www.unheilig.com (andreas)



(2) UNHEILIG "Grosse Freiheit" (Schlager/ Hard Pop)
(Fansation/Universal)

Zwei Jahre sind vergangen, seit DER GRAF, Head and Brain von UNHEILIG, das letzte Album "Puppenspieler" veröffentlicht hat. Für viele Fans reichte dieses aber an das nicht so bekannte "Zelluloid" aus einer Zeit, in der UNHEILIG selbst eher noch ein Insidertipp war, nicht heran. Vor kurzem erschien nun der neue Longplayer "Grosse Freiheit", der in verschiedenen Editionen erscheint und hier als Standardedition beschrieben wird. Ein teils massenkompatibles Werk, welches dennoch durch ein großes Stück Einzigartigkeit gefällt und sich wieder etwas mehr an die Ursprünge anlehnt.

In diesem Konzeptalbum dreht sich nahezu alles um "Das Meer", wie das Intro, untermalt mit heftigen Signalhörnern der großen Schiffe, schon sagt. Musikalischer Bombast und eine erste etwas härtere Gangart eröffnen sich dem Hörer, wenn er in "SEENOT" gerät, während die Vergänglichkeit rockig in "Für immer" präsentiert wird, denn eigentlich ist nichts für immer.

Anschließend die große Nummer "Geboren um zu leben". Eine der größten Balladen der deutschsprachigen Musikgeschichte, die zu recht den Einstieg auf Platz 3 der deutschen Charts schaffte.

Auch wenn es anschließend mit sattem Gitarrensound "Abwärts" geht, braucht man sich nicht zu sorgen, denn "Halt mich" beruhigt zunächst und führt in ruhigeres Fahrwasser. Allerdings gerät man dann sofort wieder "Unter Feuer", am Rande zur EBM. Abwechslungsreich, denn ruhiger, geht es mit "Grosse Freiheit" weiter, eines der ganz großen Highlights der Scheibe. "Ich gehöre mir" haut einem dann wieder ordentlich die Ohren weg bevor, aufgemerkt, mit "Heimatstern" ein perfekt inszeniertes Liebeslied angeboten wird, inkl. heimischer Hafenklänge.

Mit dem "Sternbild" wird es epochal und das Stück entwickelt eine starke Dramaturgie, bevor mit "Unter deiner Flagge" und "Fernweh" wieder ein wenig Ruhe einkehrt. Zu guter Letzt wird "Neuland" betreten, womit die Scheibe in einem Fahrwasser ausläuft, welches viel gesehen hat: Sturm, Flut, Ebbe, ruhige Winde und raue See.

Die "Grosse Freiheit" ist eine dringende Kaufempfehlung für alle Musikinteressierten. Auch wenn das eine oder andere Stück Richtung Mainstream angelegt zu sein scheint, bewahrt sich Der Graf insbesondere seine stimmliche Einzigartigkeit.

Dieser stark elektronisch getragene Stapellauf hat viel Publikum verdient. www.unheilig.com (ludger)


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