DOGPOP "Jahrmarkt der Verlorenen Kinder" (Electronic/Industrial/Abstract/New Wave/Minimal)
(UMB)

Lange nachdem alles Gelächter erstorben ist, fegen die Budenbesitzer auf dem alten Rummelplatz den letzten Besucher hinaus. Man schläft; und auch die müde Welt will den Atem anhalten. Doch halt! Was ist das für ein kaltes Licht, welches das komatöse Karussel erleuchtet? Wer sind all die toten Kinder, die aufsteigen und sich im Kreise drehen wollen? Schau, sie machen Musik auf den Gebeinen ihrer Vorfahren!

So lauten die einleitenden Zeilen zum Promoflyer von DOGPOPs neuen Album "Jahrmarkt der verlorenen Kinder". Mein erster Gedanke bei dieser Beschreibung, der düsteren Aufmachung der CD und die Songtiteln ging in Richtung "Silent Hill 3". Zwar besteht der Soundtracks dieses Spiels aus anderen Soundarten, aber die Stimmung einiger Songs hätte hervorragend hier hin gepasst. Bereits mit dem Intro "Hörst Du" wird eine extrem abstrakte düstere Stimmung geschaffen, im dem man durch Stimme und Text in eine Art Hypnose gebracht wird, begleitet von wirren wahnsinnigen Synthiesounds und einem monotonen Geklapper. Die folgenden Tracks wie "6er Bahn" bringen uns minimalistischen, abgedrehten NDW Sound wie wir ihn von DAF, DER PLAN oder GRAUZONE kennen, ohne allerdings wie bei den Genannten oft langweilig und eintönig zu werden. Textlich ist das Werk zynisch-tiefgründig bis schwarzhumorig und damit bleiben DOGPOP auf dem neuen Album "Jahrmarkt der verlorenen Kinder" ihrer Linie treu.

Durch das Jahrmarktkonzept ist auch Platz für die allseits geliebten oder gehassten Clowns gefunden. So werden in "Weisser Klown" all die TV Junkies auf's Korn genommen, die sich von Fernsehen genau wie das Publikum eines Clowns willenlos in fremde Welten entführen und von ihnen manipulieren und vergaukeln lassen. "Filmriss im Festzelt" ist musikalisch das krasseste Stück des Albums. Zu diesen extrem verwirrenden, aber auch absolut geilen Industrial Sounds, wird mit diesem Filmriss gekonnt eine Überführung ins Outro geschaffen, in dem allen Mitwirkenden wie den tanzenden Clownen; den paranoiden Paradoxen; den Kinogängern und Fernsehsüchtigen; nochmals gedankt wird und gekonnt ein Nachruf an die soeben gehörten Songs durchgeführt wird.

Insgesamt ein musikalisch abstraktes und interessantes Werk, welches vor allem durch die aufrüttelnden Themen nicht als 08/15 minimalistisches NDW Zeug abgetan werden kann. Unbedingt eine Hörprobe wert, für diejenigen, die auf diese Musikart stehen. Auch auf den Tanzflächen der Undergroundclubs kann ich mir so einige dieser Songs sehr gut vorstellen. Schaut doch mal bei www.myspace.com/dogpopgod (michi)


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