DEEP PURPLE "History, Hits & Highlights (DVD)" (Hard Rock)
(Eagle Vision)

Eine der größten und besten Bands der Welt lässt ihre Jünger nun via DVD an ihrer Historie teilhaben, was ich grundsätzlich nur begrüßen kann.

Der "History"-Teil dauert zwanzig Minuten und ist für mich gelinde gesagt eine absolute Enttäuschung. Standbilder, kurze Dokuschnipsel, Songausschnitte, eingespielte Interviewfetzen aus dem Off. Das war's! Der Informationsgehalt tendiert eigentlich gleich Null und ist wirklich nicht sehenswert. Wie man eine unterhaltsame Doku voller spannendem Bildmaterial, Interviews und Anekdoten gestaltet, haben die Kollegen von KISS ja kürzlich bewiesen, denn sie haben es geschafft, auch Nicht-Fans perfekt zu unterhalten.

Viel besser und eigentlich schon essentiell ist der "Hits"-Teil zu bewerten. Aber fangen wir mit der Kritik an: einige Videos sind selbst mir bekannt, da sie bereits auf anderen DVDs veröffentlicht wurden. Ob es sich um komplett bekanntes Material handelt, weiß ich allerdings nicht hundertprozentig.

Großartig und unverzichtbar ist die Tatsche, dass man sich nicht nur auf die legendäre und für mich gottgleiche Mark II-Phase bezieht, sondern sowohl die Anfänge der Band als Flower Power-Protagonisten der Mark I-Ära, als auch die Neuformierung nach dem Ausstieg von Ian Gillan und Roger Glover (und später sogar Ritchie Blackmore) und somit die Mark III und IV-Zeit abdeckt.

Aus der Mark I-Phase mit Jon Lord (k), Ritchie Blaclmore (g), Ian Paice (d), Nick Simper (b) und Rod Evans (v) kann man die kompletten Tracks "Hush", die depressive BEATLES-Coverversion von "Help" oder das Monsterinstrumental "Wring that Neck" bestaunen. Mich freut das riesig, denn als Musikfan sind diese Aufnahmen wirklich historisch wichtig und die Klamotten und Frisuren sind absolut brutal!

Die Mark II-Phase mit den Neuzugängen Ian Gilan und Roger Glover ist sicherlich die interessanteste und bekannteste, was auch die Tracklist beweisen dürfte! "Hallelujah", "Mandrake Root", "Speed King", Black Night", der beste Hard Rock Song, der jemals geschrieben wurde: "Child in Time", "Lazy", "Strange Kind of Woman", "Fireball Writing Session", "Fireball", "Demon's Eyes", "No No No", "Into the Fire", "Never before", "Highway Star" und "Smoke on the Water". Eine Best of, die sich aus Promoclips, Fernsehauftritten und Liveshows zusammensetzt und schlicht und ergreifend essentiell ist. Die Energie, die die Band damals innehatte ist der schiere Wahnsinn und dem virtuosen Spiel eines Blackmores oder Lords zuschauen zu können ist so unglaublich spannend, dass ich vor Freude fast weinen könnte. Wenn Ian Gillan "Child in Time" intoniert und die Band nachher im Strudel des musikalischen Genies mitgerissen wird, weiß man, dass LED ZEPPELIN über- und DEEP PURPLE unterbewertet sind. Sollte Gott nach dem Debakel mit seinem Sohn jemals wieder auf die Erde hinabgestiegen sein, hat er es zwischen July 1969 und Juni 1973 als heilige Fünffaltigkeit unter dem Namen DEEP PURPLE getan.

Nach dem Weggang von Gillan holte man sich den blutjungen David Coverdale und Roger Glover wurde durch Glenn Hughes ersetzt und die musikalische Qualität ging deutlich weg vom virtuosen Improvisationstheater hin zu klassischen Hard Rock mit viel Gefühl, aber ohne große Überraschungen. Die Mark III-Phase bestach aber dennoch durch Coverdales Gesang und die langen Soli in dem bluesgetränkten Sound. Als Zeitdokumente haben wir auf der DVD die beiden Hammertracks "Burn" (wahrscheinlich einer der geilsten Showopener der Welt) und das bluesige, extrem lange "Mistreated".

Mit der Mark IV-Besetzung entfernte man sogar noch das Enfant terrible Blackmore und holte sich den jungen Amerikaner Tommy Bolin an Bord, was auch signifikante Auswirkungen auf den Bandsound hatte. "Love Child" und "You keep on moving" sind als Beleg auf der DVD verfügbar.


Die zweite DVD ist mit den "Highlights" nicht weniger spektakulär als der "Hits"-Teil, aber man bekommt mehr die Raritäten zu sehen, denn wo konnte man schon "And the Address" vom Playboy TV (ja, sowas gab's damals schon), oder die Beatclub-Proben zu "No No No" sehen?! Auch scheut man sich nicht zwei Mal hintereinander das "Wring that Neck"-Improvisationsspektakel zu bringen, was aber aufgrund der völlig unterschiedlichen Verläufe absolut Sinn macht. Der Promoclip zu "Black Night" oder der "Mandrake Root"-Mitschnitt zusammen mit Dokumentationen (inklusive "Burn" und "Space Truckin'"), "Smoke on the Water" in der Mark IV-Version und Interviews runden den Silberling ab

Die Qualität ist selbstverständlich schwankend, aber immer gut und als DEEP PURPLE-Fan und musikhistorisch unverzichtbar! Webseite: www.deep-purple.de. (chris)


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