HOUSE OF USHER, THE "Angst" (Gothic Rock)
(Équinoxe Records / Alive)

Darauf scheint man sich verlassen zu können: Alle paar Jahre veröffentlichen THE HOUSE OF USHER eine neue CD, die traditionellen Gothic Rock bester Qualität bietet. Und so ist es der Band auf ihrer aktuellen Scheibe "Angst" einmal mehr gelungen, bewährte Elemente des Gothic-Rock-Universums zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen. Trotz aller löblichen Traditionspflege schafft es die Gruppe erfreulicherweise auch auf ihrem neuen Output, eine eigene Identität zu entfalten. Wobei dies wieder einmal insbesondere an dem unverkennbaren Gesang Jörg Kleudgens liegt. Tatsächlich dürfte sein weltverloren klingendes Organ das markanteste Merkmal der Truppe sein.

Der sonore, nicht übermäßig dunkle Gesang Kleudgens trägt auch auf der jüngsten Scheibe entscheidend dazu bei, dass die Songs zumeist von einer ergreifenden Atmosphäre beseelt sind. Ganz wie gewohnt verzichtet der Sänger bei seinem Einsatz auf besondere Abwechslung. Vielmehr dominiert ein einförmiger und sprechgesangartiger Vortrag. Vermutlich ist es vor allem diesem dezenten und zumeist beruhigend wirkenden Gesangsstil zu verdanken, dass es THE HOUSE OF USHER auf "Angst" recht häufig gelingt, musikalische Stimmungsbilder voller hypnotischer Bannkraft zu zeichnen.

Während beim Gesang die betörende Schlichtheit auffällt, ist bei der Gitarrenarbeit eine bemerkenswerte Vielgestaltigkeit erkennbar. Beispielsweise kreiselt beim verwunschen klingenden "Deep Inside My Heart" das Spiel an der Gitarre psychedelisch dahin. Hingegen wölben sich beim souveränen "For My Vengeance" markant verzerrte Gitarrenläufe erhaben durch die Musiklandschaft. Und beim bedächtigen "Down Below" wird auf der Leadgitarre eine recht prägnante Tonfolge gezupft, die insbesondere durch ihren rhythmischen und pulsierenden Charakter überzeugt.

Doch nicht nur das Gitarrenspiel beeindruckt durch seine Vielfalt. Auch der Aufbau der Songs gestaltet sich recht unterschiedlich. Dies wird zum Beispiel bei den letzten drei Stücken der Scheibe deutlich. So punktet das hymnische "You're The Fire I´m The Ashes" mit einer sehr straffen und eingängigen Struktur auf der Basis des klassischen Strophe-Refrain-Musters. Beim überwiegend rauen "Take My Hand" wird dieses Muster erweitert, da der Song überraschenderweise gegen Ende in eine sphärisch anmutende Dimension vordringt. Schließlich kann man in Gestalt der über sieben Minuten langen Abschlussnummer "To What Ever End" ein Lied genießen, das sich zunächst ganz langsam entwickelt, um dann in der zweiten Hälfte in einer wilden, rein instrumentalen Darbietung seinen Höhepunkt zu finden.

Unterm Strich ist die Scheibe zweifelsohne ein heißer Tipp für alle Fans des traditionellen Gothic Rock. Die CD präsentiert sich durchgängig sehr hörenswert, und mitunter hat sie auch ihre ganz großen Momente. Erwähnenswert dürfte noch sein, dass das Booklet wieder einmal keine Songtexte, sondern eine phantastische Erzählung von Jörg Kleudgen beinhaltet. Unter anderem scheint die lesenswerte Geschichte kritisieren zu wollen, dass die gegenwärtige technische Entwicklung immer mehr Möglichkeiten bietet, die Freiheit der Menschen zu beschneiden. Da kann man abschließend nur hoffen, dass sich THE HOUSE OF USHER auch weiterhin die Freiheit nehmen werden, Musik zu machen! (stefan)
Weitere Infos: www.the-house-of-usher.de


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