TOUCH THE SPIDER "I spit on your grave" (Depro Rock)
(WHEREAREYOUFROMRECORDS)

Da es sich hier um Doppel CD mit ganzen 28 Songs handelt, hatte ich erst mit einer Best Of gerechnet und kurz im Gedächtnis gekramt, ob mir die Band nicht irgendwie bekannt vorkommt, was angesichts ihrer Musik nicht ganz ungewöhnlich wär. Aber nein, die Band existiert erst seit knapp zwei Jahren und die zweite Verwunderung war mir sogleich in die Augen geschrieben, das Duo kommt weder aus GB, noch aus Amerika, sondern aus dem Nordschwarzwald.

Ihr Soundgemisch ist schon reichlich wagemutig, lassen sie doch hier den guten alten Dark Rock Joy Divisions mit Doom Helden wie St.Vitus oder Pentagram eine Kollaboration eingehen. Die dunkel, teils morbid verruchten Songs glänzen mit einer enormen Schwermut, trotzdem gelingt es, ihren kühlen Sound auch mal druckvoll zu zelebrieren. Perfekt zum Sound passend ist der verzweifelt, leicht wehleidige Gesang, der perfekt Gefühle kolportierenden kann. Beim genialen "don't call me mad" klingt er wie Robert Smith, der sich gerade mit einer Rasierklinge seine Handgelenke verschönert. Eine euphorisierte Gitarre weint dazu bittere Tränen. Der Sound des Duos ist ungehobelt und geizt nicht mit schrägen Tönen, trotzdem gelingt es, eine Szenerie aus Leid und Trauer entstehen zu lassen, beim wild eruptiven "Graven Image" regiert auch mal Wut und Hass. "Make me sick" erinnert an eine Verschmelzung von ganz frühen Jesus and Mary Chain und Motörhead. Doch egal, wie exzessiv man musikalisch agiert, der Sänger propangiert die Verzweiflung, bis hin zum Selbsthass.

Einziger Kritikpunkt, der sich aber angesichts von 28 Songs fast zwangsläufig ergibt ist, dass man sich stellenweise wiederholt, sei es das Riffing, sei es die schräge Melodie, sei es der Text. Zwar tun die beiden alles dem mit reichlich Abwechslung entgegenzuwirken......

Was bleibt, ist am Ende ein grandioses Werk, welches die alten Helden huldigt ohne diese zu kopieren oder gar zu karikieren. Es gibt ja reichlich Bands (Interpol, Editors usw. ), die Joy Division als Inspirationsquelle entdeckt haben, aber derart gelungen dieses mit Doom oder/und Stoner Rock zu verbinden, das gelang noch keinem. Und hier gibt es reichlich Songs, die mehr als gelungen die Schwärze des Rocks in morbide Faszination lenken. Wer die oben in Klammern versehenen Bands liebt, sollte trotzdem die Finger hiervon lassen, denn Romantik gibt es hier allenfalls in Form von Beerdigungen.

Ein herrlich verqueres Werk, schwermütig und voller unterdrückter Aggression. www.touchthespider.de (andreas)


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