MOONCHILD "Nichts ist für immer" (Dark Pop)
(Eigenproduktion)

Also, zuerst dachte ich, hier handelt es sich um eine neue Band, die sich einen Namen gab, ohne diesen vorher zu googeln. Dem ist aber nicht so, denn hier sind wirklich die Original "Moonchild" am Werk, die in letzten Jahren in der dunklen Szene wohlwollend aufgenommen wurden.

Warum diese Einleitung: Nun, die Band hat ein wesentliches Merkmal verändert, man singt jetzt auf Deutsch. Auf dem ersten Ohr würde ich etwas despektierlich von einer Verschmelzung von LaFee und Eisblume sprechen. Beim tieferen Eindringen werden aber doch deutliche Unterschiede erkennbar, auch wenn man auf ein jüngeres Publikum schielt, sind die Texte nicht so (pre)pubertär wie bei LaFee und kritisch-verruchter als bei Eisblume.

Sängerin Susan überzeugt mit einem lasziv dunklen Organ und begleitet die subharte Gitarrenmusik mit reichlich Melodiösität. Überhaupt besitzt man einen feinen Spürsinn fürs Songwriting, auf der einen Seite stehen Kitsch und Dramatik, auf der anderen Seite toben sich Emotionen und Dunkelheit aus. Bereits der eingängige Opener weiß zu überzeugen. Bestechende Hooklines, durchdringende Refrains und ein Text, der durchaus auch mal die kleinen grauen Zellen zur Tat auffordert. Die Sprache ist realistisch, besitzt nur unterschwellig Metaphern und wird gesangstechnisch perfekt umgesetzt. Da gibt es auch mal kleine Parallelen zu Oomph!. "Was weißt du denn schon" ist ein leicht naiv gehaltener Song, der nicht mit Sozialkritik geizt. Trotz der eingeschwungenen Härte besitzen die Stücke reichlich Pop Appeal und kommen schnell auf den Punkt. So erklingt das Gesamtgebilde immer sehr eingängig.

Bei "Hass-Liebe-Tod" geht man textlich und musikalisch etwas krasser zu Werke, ohne die romantische Grundausrichtung ganz außer Acht zu lassen. Hier wird das Ganze allerdings mit einer bösen Note dargeboten.

"Du wirst es bereuen" überzeugt zwar mit einer leicht orchestralen Instrumentierung, hier wird allerdings auch mal die deutsche Sprache zum Verhängnis, da erinnert mich zuviel an einen Tagebucheintrag einer Vierzehnjährigen. "Hey du" macht es da nicht viel besser. "Die Sterne" kommt reichlich balladesk und mit leichtem Trauerflor daher. Zwischen bombastischen Ausbrüchen, existiert hier des öfteren eine minimale Ästhetik. Ein Song der zudem mal wieder beweist, was ein humanes Schlagzeug bewirken kann.

Fazit: Moonchild werden sicherlich einige alte Fans verlieren, aber sich auch einem neuen Publikum öffnen. Abseits des Mainstreams (wie im Info erwähnt) befindet sich die Band aber nicht. Aber das ist ja auch kein Grund für eine negative Bewertung, denn musikalisch, gesanglich und bis auf kleine Auswüchse auch textlich kann dieses Werk überzeugen. In Plattenläden (was waren noch mal Plattenläden?) wird man dieses Album nicht finden, weil es exklusiv über Download erhältlich ist. Damit falle ich endgültig aus der Zielgruppe, trotzdem gefällt mir "Nichts ist für immer". Was dann nun wieder ein Merkmal für eine positive Bewertung ist.
Info: www.moonchild.purespace.de (andreas)


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