HELIUM VOLA "Für Euch, die Ihr liebt" (Elektro Pop)
(Chrom Records)

"Für euch, die ihr liebt" heißt das dritte Studio-Album des avantgardistischen, elektronischen, mittelalterlichen Popprojekts HELIUM VOLA. Mit diesem Doppelalbum, welches sich einerseits um Liebeslieder zahlreicher zeitlicher Epochen befasst, andererseits ein realistisches, teils politisches, musikalisches Werk auf CD 2 darstellt, macht es HELIUM VOLA dem Zuhörer nicht leicht, denn mehrere Stile, Stimmungen, Schwankungen, Experimente gilt es, beim Hören zu verarbeiten.

Beide Teile bestehen aus zwölf Liedern und einer jeweils in etwa einstündigen Spielzeit. Gerade auf der ersten CD geht es fast durchweg ruhig, mystisch und sphärisch zu. Zahlreiche Facetten der ruhigeren musikalischen - an dieser Stelle bewusst als solche bezeichneten - Kunst, reihen sich aneinander. CD 2 hingegen ist wesentlich experimenteller, härter und mit einem wesentlich größeren Beat versehen.

Opener "A voi che amate" trifft im Hinblick auf den klassisch elektronischen, mittelalterlichen Stil a la QNTAL genau ins Schwarze. Hier reihen sich Stücke wie dem phantastischen "Saber d"amour", "Ecce gratum", welches schon von zahlreichen Bands vertont wurde, oder "Preghiera", an. Ruhiger und gezupft hingegen wird es beispielsweise bei "In so hoher swebender wunne", während bei Stücken wie "Blow, northerene wynd" oder "Maienzeit" der wunderbar getragenen, stimmlichen Vielfalt Geltung verschafft wird. Gerade die stimmliche Vielfalt von Sabine Lutzenberger verleiht dem gesamten Projekt einen besonderen Ausdruck. So erinnert das Stück "Oh pescador" in erster Linie an Operngesang. Dem gegenüber allerdings erscheint die Stimmgewalt in "Mayab" oder "Come talore" beinahe schon zu viel zu sein und man kann sich ein wenig erschlagen fühlen.

Generell wirft gerade die zweite Scheibe hier und da Schatten. Da diese sich mit der Realität der heutigen Zeit befasst, wohl auch bewusst. Denn auch "Manifesto" oder "Ray gun" sind sehr grenzwertig in ihrer experimentellen Art. Dennoch werden wiederum anderen Seiten bedient. So geht es mit elektronischen Beats naher der 80er Jahre wie in "Friendly fire" oder dem äußerst tanzbaren "Nummus" zu. Auch gregorianische Anleihen wie bei "Mord" oder "Quan lo pet" fehlen nicht. Das finale Highlight jedoch gibt es am Ende des zweiten Teils. Hier wurden die im KZ Börgermoor von Johann Esser und Wolfgang Langhoff kreierten "Moorsoldaten" intoniert. Gerade vor dem Hintergrund des Liedes wird dieses mit derart viel Musikliebe dargeboten, dass einem ein Schauer über den Rücken läuft. Mit "Nuestras vidas" geht dann eine Reise durch eine große musikalische Landschaft zu Ende.

Was bleibt, ist eine große, beeindruckende Vielfalt, die es aber aufgrund ebendieser dem Hörer nicht leicht macht. Ein Album, auf dessen Inhalt man sich auf jeden Fall mit Ruhe einlassen muss. Ist man hierzu bereit, wird man aber insgesamt viel Freude daran haben. Ein einfach gutes Werk. www.helium-vola.de (ludger)


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