COPPELIUS "Tumult" (Kammer-Core)
(F.A.M.E. Recordings)

Man schrieb das Jahr 2008, welches sich nach einigen Monden gleichwohl dem Ende neigte, als sich eine musikalische Capelle, die sich garselbst COPPELIUS nennt, auftrug, hinter verschlossenen Mauern ihre zweite Langspielplatte für die Ewigkeit zu sichern, um sie ab dem 30.01.2009 der geneigten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Langspielplatte sollte u.a. mit dem Namen "Vier Saiten für ein Halleluja" verseen werden. Aufgrund eines gestohlenen Zylinders der wohlbekleideten Formatio durch eine ruchlose Person und dem damit ausgelösten Tumult, trägt sie nun ebendiesen Namen: "Tumult".

Die sechs Musiker, sich garselbst als "Kammer-Core aus dem 19. Jahrhundert" darstellend, frönen auch auf diesem musikalischen Werk ihrer Mischung aus hartem, metallischem Rock, gespielt mit Tonwerkzeugen wie Kontrabass, Cello oder Klarinette, die an satten galvanischen Sound angeschlossen sind, die unplugged-Spielerei diverser anderer Musikkapellen verachtend.

Jedoch, zum Werke selbst. Nach der sprachlichen Einstimmung und die Freude über zunehmender Verbreitung des guten Musikgeschmacks fasst der Sprecher den Vorsatz, den wenigen noch verbliebenen Kunstverächtern eine tüchtige Lektion zu geben. Dann geben sich die Musikanten dem Laster der "Habgier" hin, mit einem Sound, dass dem Auditorium bereits die Fetzen um die Ohren fliegen. Die coppelianische Gesellschaft lässt auch ihren Besuch mitsingen. In "Rightful King" leiht Eric Fish von Subway to Sally der Formatio seine kräftige Stimme und gibt dem Stück so einen ruchlosen Anstrich. Nein, nicht zu euch, sondern "Zu Dir" will die musikalische Vereinigung im schönen kammerchorartigen Klanggewand, bevor eine "Komposition" mit Unterstützung von Frau Schmitt von Subway to Sally kreiert wird. Es setzt musikalisch inhaltlich nahtlos an das Stück "Operation" aus der Debutlangspielplatte an. Verschiedene Tempi bieten sich dem Zuhörer in "Der Advokat" und leichte Anleihen an die 80er Jahre der Jetztzeit finden sich in "Schöne Augen". Doch der satte Klang der Instrumente nimmt niemals ab. Auch nicht im dramaturgisch dargebotenen "Die Glocke". Lediglich in "Mondeslicht" werden die Instrumentarien vernachlässigt. Hier wird acapella gesungen, allerdings sind es auch nur wenige Verse. Gewohnt adrett geht die musikalische Reise weiter mit "Coppelia" oder "Lilienthal", wo der Spaß des intonisierten Aktes klar im Vordergrund zu suchen ist. Mit "Charlotte the Harlot" nehmen die Bediener der Instrumente Anleihe bei einer weniger weit verbreiteten Formatio namens Iron Maiden. Bevor getragen "Das Amulett" beschrieben wird, wird noch einmal der Strom verstärkt und "Viel zu viel" geredet, so dünkt man jedenfalls. Langsam beruhigt sich dann der Tumult mit "Spring doch" und "Gedicht", bevor im Nachwort festgestellt wird: "Ich hatte ja zum ersten Mal in meinem Leben Musik gehört." Der Formatio fällt es auch diese Mal nicht schwer, der erhabenen Hörerschar durch die Sangeskunst helle Freude zu bereiten und hier und dortens gar ein schwingendes Tanzbein abzufordern.

Die Gefährten mit Namen Max Coppella, Nobusama, Bastille, Graf Lindorf, Comte Caspar und Sissy Voss bieten musikbegabte, huldvolle Ringelreihen, die das Gehör der Zuhörer beglücken. Man kann geradezu von einer Virtuosität der Musizierenden sprechen, die das düstere Geflecht ihrer Zeit in die Kunst des musikalischen Ausdruckes einbetten. Die werthe Gesellschaft zeigt sich weiterhin ob ihrer äußerlichen Präsenz eher ungewöhnlich, doch ist gerade dieser Idealismus, gepaart mit einem heilsamen Humor und eben eines musikalischen Perfektionismus der Schlüssel zu einer einmaligen Festlichkeit, die mich dazu bewegt, den Hut zu ziehen und noch einmal Akklamation zu schenken. Erwerben Sie dieses feine musikalische Werk. www.myspace.com/coppeliushilft (ludger)


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