MOONSPELL "Night Eternal" (Gothic/Dark Metal)
(SPV / Steamhammer)

Seit etlichen Jahren scheint es für MOONSPELL ein Leichtes zu sein, eine Spitzenscheibe nach der anderen abzuliefern. So bewegt sich auch der aktuelle Longplayer "Night Eternal" auf einem sehr hohen künstlerischen Niveau. Vergleicht man die Klänge des Albums "Memorial" mit der Musik des neuen Silberlings, fällt auf, dass das jetzige Werk im Durchschnitt mit einem etwas weniger hohen Härtegrad geschmiedet ist. Dieser Hauch an frisch gewonnener Elastizität zeigt sich vor allem beim Gesang von Fernando Ribeiro: Tatsächlich präsentiert er dieses Mal auch reichlich die dezenteren Seiten seines Organs, wenngleich sein markantes Gebrüll abermals den Großteil der Songs dominiert. Zum leicht veränderten Gesangsprofil passt ebenfalls, dass die übrige Instrumentierung nicht mehr ganz so bombastisch und bedrohlich wie bei "Memorial" ausfällt. Dennoch geht es erneut durch den Einsatz turmhoher Soundwände sehr voluminös und druckvoll zur Sache. Wer also seine Lauscher endlich mal wieder kräftig durchspülen lassen will, aber nicht unbedingt den Ohren-Arzt aufsuchen möchte, kann hoffnungsfroh zur neuen MOONSPELL-CD greifen.

Der schwarzbunte Klangkosmos bietet im Einzelnen orientalisch anmutenden Frauengesang, rhythmuskonzentrierte, hypnotische Abschnitte, wild galoppierende Bassstrecken, Schneisen schlagende Gitarrensoli, klagende weibliche Choreinschübe und natürlich insbesondere die zum zelebrierten Knüppelsound notwendigen exzessiven Gitarrengewitter. Dabei pendelt das Tempo zumeist zwischen nicht zu langsam und ganz schön zackig. Besonders hörenswert sind zum Beispiel die eher zurückhaltend rockenden Lieder "Scorpion Flower" und "Dreamless". Zudem sind dies die beiden einzigen Stücke bei denen Fernando gänzlich auf seine raue Brüllstimme verzichtet. Dafür überzeugt der Barde hier mit seinem klaren und volltönenden Beschwörungsgesang. Beim erstgenannten Track erhält Fernando Unterstützung von Anneke van Giersbergen, der langjährigen Sängerin von The Gathering. Es ist wohl vor allem ihrem lieblichen Elfengesang zu verdanken, dass dieser Ohrwurm eine äußerst romantische Stimmung zaubert. Der zweitgenannte Song besticht durch seine schlichte und gleichzeitig erhabene Melodieführung, die in ihrer einschmeichelnden Leichtigkeit wundervolle Erinnerungen an die zarte Melancholie der "Sin / Pecado"-Scheibe aus dem Jahr 1998 weckt.

Alles in allem hat man beim Genuss von "Night Eternal" das Gefühl, dass man es hier mit der Quintessenz des bisherigen künstlerischen Schaffens von MOONSPELL zu tun hat. Die Band scheint nun vollständig zu sich selbst gefunden zu haben und lässt mit diesem ausgefeilten Werk wahrlich keine Wünsche offen. Gleichwohl sehe ich mich zum Ende dieses Textes dazu genötigt, dem charismatischen Sänger Fernando Ribeiro zu widersprechen: Da das Leben auf dem Strafplaneten Erde durch das Hören dieser genialen CD eindeutig an Sinn gewinnt, kann ich nämlich seiner am Ende eines Liedes mehrfach vorgetragenen Aussage "Life is meaningless" keineswegs zustimmen. www.moonspell.com (stefan)


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