JUDAS PRIEST "Nostradamus" (Heavy Metal)
(Sony BMG)

Ein neues Album einer Metal-Legende ist immer eine schwierige Sache: die einen verlangen nach dem zweiten Teil einer erfolgreichen Platte (hier z.B. "Painkiller") und die anderen beschweren sich, dass eine Band sich nicht verändert. Macht sie aber was ganz anderes, ist das Geschrei auch groß (zuletzt bei der "St. Anger"-Platte von METALLICA). Man kann es nun mal nicht jedem Recht machen.

JUDAS PRIEST haben sich immer verändert und eigentlich niemals eine Scheibe zwei Mal auf den Markt gebracht, warum sollte es dann mit "Nostradamus" anders laufen? "Nostradamus" ist ein Album über das Leben und Wirken des legendären Sehers und was im Vorfeld meine Euphorie gedrosselt hat, ohne dass ich auch nur einen einzigen Ton gehört habe, ist die Tatsache, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt. Viel zu viele Konzeptalben kranken an der Tatsache, dass man die Songs der Geschichte unterordnet und alles zwar schön homogen rüberkommt, aber der große Ausbrecher, der Hammertrack dadurch einfach ausbleibt, da das Stimmungskorsett zu eng geschnürt ist. Genau das trifft nämlich auch auf die neue PRIEST-Platte zu. Netter Heavy / Power Metal, der als größte Neuerung mit Keyboard-Unterstützung daherkommt, was sicherlich erst mal gewöhnungsbedürftig ist. Dadurch verlieren die Priester allerdings auch an Eigenständigkeit, denn die Keyboardparts gibt es in dieser Art bereits auf tausenden anderen Veröffentlichungen und besser als alle anderen hat man die Parts auch nicht hinbekommen. Dennoch dienen die Parts gut der stimmungsvollen Untermalung. Mein größter Kritikpunkt ist eigentlich, dass es zuviel Musik ist. Zwei volle CDs, viele Zwischenspiele verwässern den musikalischen Input ganz erheblich, denn so verteilen sich die zwingenden Ideen über die ganzen zwei Scheiben und als Konsequenz bleiben die Megatracks auch aus.

Die neue PRIEST-Scheiblette ist für mich ein ganz typischer Fall von gut gemachtem Heavy Metal, aber ohne Klassiker-Gen. Andererseits muss man es einer Band, die seit hundert Jahren Platten veröffentlicht, hoch anrechnen, wenn man mit jedem Longplayer ein neue Risiko eingeht und nicht die selbstangelegten Pfade platttrampelt. Wirklich gelungene Tracks sind "Pestilence and Plague" (Rob Halford singt u.a. auf italienisch), "Death", "Conquest", "Nostradamus" und der Opener "Prohecy". Der Rest ist garantiert nicht schlecht, aber leider nicht überragend gut geworden. Hätte man die Songs eingedampft und eine CD veröffentlicht, wäre die Hitdichte besser und man hätte nicht so viel Durchschnitt. Fazit: kein schlechtes Album, aber auch kein moderner Klassiker. Checkt die Webseite www.judaspriest.com. (chris)


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