DUNKELSCHÖN "Nemeton" (MA Folk)
(Curzweyhl)

Es ist da. Das dritte Album der Celtic-Medieval-Folk-Band DUNKELSCHÖN namens "Nemeton". Die fünf Bandmitglieder nehmen den Hörer mit auf eine Reise in eine mystische, verträumte, frühlingshafte Welt. Dies geschieht auf eine feine, beinahe zärtliche und breitgefächerte musikalische Ausdrucksform, unterstützt in besonderem Maße durch reine Flötentöne, die sofort den Sprung in eben diese Welt erleichtern. DUNKELSCHÖN sind in der Lage, die Musik durch die klare, beinahe elfenhafte und dennoch kräftige Frauenstimme gepaart mit Männergesang, mittelalterlichen Instrumenten und neuzeitlichen Einflüssen zu verpacken. Sie reicht über beschwörende Zauberformeln über ruhige Balladen bis hin zu rockigen Tönen, die stilmäßig zwar mit anderen Bands vergleichbar, letztlich dennoch einzigartig ist.

"Nemeton" nannten die Kelten die heiligen Haine, an denen sie ihre Götter verehrten. Orte mit besonderer Anziehungs- und Ausstrahlungskraft. DUNKERLSCHÖN ruft auf, sich diese Orte in seinem eigenen Leben zu bewahren und zu schaffen. So beginnt, wie häufig, die CD mit einem Intro, in dem die Band fordert: Singt mit uns. Anschließend wird mit "Bacchus", ein Stück aus der Carmina Burana, in die Taverne eingezogen und fröhlich dem Trinken gefrönt. Der Tau des Meeres, "Ros Maris", nach der wörtlichen Übersetzung, ist das sicherlich schönste Lied auf dem Album. Es beschreibt den Schmerz eines Liebenden, auf einer einsamen Insel, der darauf hofft und betet, dass das Meer mit all seinen Urgewalten ihm helfen möge und die gesungenen Verse in den Sand schreibt. Ein weiteres Stück aus der "Carmina Burana" folgt fein umgesetzt mit "Cramer". Wiederum ein Liebeslied, jedoch an die Liebe und das Leben selbst. Mit "Liebster" folgt ein weiteres Highlight. Das deutsche Volkslied ist in wunderbaren musikalischen Federn gebettet, aus denen die gesangliche Stimme empor steigt und dem Lied dadurch einen ganz anderen, neuen und sehr emotionalen Nachdruck verleiht. "Cradaza" leitet als Instrumentalstück quasi "Skaggarimitch" ein. Was dies bedeuten mag? Das Stück ist in reiner Phantasiesprache gehalten und lehnt sich an das letzte Einhorn an. Ein weiteres deutsches Volkslied findet sich in "Es ist Schnee". Das Lied hat nichts mit dem Winter zu tun, denn der Begriff war früher Ausdruck dafür, dass eine Frau schwanger war. In diesem Fall nicht verheiratet fleht sie den Liebsten an, sie zu ehelichen, damit sie wieder in den gesellschaftlichen Kreis aufgenommen werden möge. "Tusselullagulla" ist ein schwedisches Volkslied mit einem tiefen Hintergrund. Eine Mutter singt mit geschickten Worten ihr Kind in den Schlaf, denn vor dem Fenster steht ihr Liebhaber, der jedoch nicht hereinkommen darf, da der Mann im Hause ist. "Ein letztes Mal" schließt diesen breiten musikalischen Spannungsbogen ab.

Die Gesänge werden im ganzen Album mehr oder weniger dauerhaft recht kurz gehalten und man kann sich so voll und ganz in den dichten, atmosphärischen, keltischen Klänge ergeben, die lediglich von den schönen Stimmen unterstützt werden. Auch die Dramatik des Album lässt keine Wünsche offen. Beginnt es langsam, beinahe zärtlich, nimmt es im Verlauf der Spielzeit stetig an Dynamik zu, um am Ende wieder etwas langsamer zu werden. Schlichtweg: rundum abgerundet.

Insgesamt ein unheimlich melancholisches, trauriges, getragenes Arrangement mit lieblichen und folkloristischen Balladen und starken musikalisch mittelalterlichen Instrumentalisierungsanleihen, wo auch hier und da mal das Tanzbein geschwungen werden darf. Der Makel des Albums? Die 45 Minuten Gesamtspielzeit vergehen viel zu schnell. Für mich das perfekte Album. www.dunkelschoen-musik.de (ludger)


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