DRACONIAN "Turning Season Within" (Doom/Gothic Metal)
(Napalm Records)

Vor drei Jahren haben DRACONIAN ihr grandioses Wunderwerk "Arcane Rain Fell" vorgelegt. Nach der außerplanmäßigen (und dennoch sehr hörenswerten) Veröffentlichung "The Burning Halo" ist die schwedische Band nun mit ihrem vierten Longplayer "Turning Season Within" am Start. Nachdem ich mich dem emotional sehr aufwühlenden Klangerlebnis einige Male ausgesetzt habe, kann ich der Truppe voller Respekt bescheinigen, dass sie mit ihrem aktuellen Output erneut eine ganz besondere Glanzleistung vollbracht hat. Tatsächlich wird nämlich fast durchgängig die hohe Qualität ihrer Ausnahmeplatte des Jahres 2005 erreicht, was sicher auch daran liegt, dass die Band durchaus auf ihre bewährten Stilmittel setzt. So ist der zumeist vorherrschende bombastische und infernalische Breitwandsound nach wie vor hauptsächlich von schwergängigen Gitarrenstößen, hämmernden Bassläufen, grundierenden Keyboard-Flächen und wuchtiger Percussion geprägt.

Unabhängig von dieser bestimmenden Ausrichtung fasziniert die gebotene Musik vor allem durch ihren enormen Abwechslungsreichtum hinsichtlich des Tempos, der Struktur und der Instrumentierung. Dementsprechend wird gelegentlich durchaus auch ordentlich Gas gegeben. Außerdem erweitert man das klassische Strophe-Refrain-Muster immer wieder sehr gekonnt durch unerwartete dramaturgische Wendungen. Schließlich zaubern akustische Gitarrenschübe und perlende Klavierpassagen besinnliche Momente.

Für die erfrischenden Gegensätze im präsentierten Klangbild sorgen insbesondere auch die famosen Gesangsleistungen, die aus dem tobenden Brüllgesang von Anders Jacobsson und dem betörenden Feengesang von Lisa Johansson bestehen. Dabei kann man Lisa's Einsatz kaum genug loben: Es ist einfach unvergleichlich schön, wenn ihr heller Gesang ehrfurchtsgebietend wie ein Sonnenaufgang durch die dunklen und bedrohlichen musikalischen Landschaften flutet. Und selbstverständlich stützt vor allem Lisa's bezaubernder Gesang die magischen Melodieführungen, die trotz aller Schroffheit typisch für den Sound der Band sind.

Im Unterschied zu "Arcane Rain Fell" sind die Spielzeiten der Songs tendenziell kürzer ausgefallen. Dennoch wirken die einzelnen strukturellen Bestandteile der Lieder nicht kompakter. Und da die Stücke hinsichtlich der jeweils präsentierten Atmosphäre wieder perfekt ineinandergreifen, kann man sich abermals scheinbar grenzenlos in den dargebotenen Klängen verlieren. Der Gesang von Lisa ist stärker gewichtet als 2005, er steht nun gleichberechtigt neben dem von Anders. Da alle Tracks sehr überzeugend sind, fällt es erneut schwer, einzelne Stücke besonders hervorzuheben. Trotzdem wage ich zum Abschluss dieser Lobpreisung das fast Unmögliche und mache folgende Ansage: Die Songs "Earthbound" und "Bloodflower" sind schlichtweg der Wahnsinn! Weitere Infos: www.draconian.se (stefan)


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