HÄMATOM "Wut" (NDH)
(Megapress/Soulfood Music)

Kann man durch den Genuss von Musik blaue Flecken in den Gehörgängen bekommen? Sollte es so sein, dann hat sich die Band den passenden Namen gegeben. Die 2004 gegründete Band aus dem Süden der Republik spielt eine brachiale Variante der "neuen deutschen Härte". Die wütenden Riffs werden in ein zornig rohes Gesamtspektrum mit elektronischen Spielereien gepresst. Der aggressiv raue Gesang verstärkt den Eindruck, dass die vier Musiker nicht gerade eine wohlbehütete Kindheit ihr eigen nennen durften. Das muss jetzt alles raus, das muss alles raus geschrien werden. Dabei scheißt man auf jede Kinderstube und haut textlich eruptive, postpubertäre Phrasen in die Gemeinde und lässt der Interpretation freien Raum. Laut Info ist dergleichen auch so gewollt. Allerdings ob Gossensprache und fehlender (bzw. dargebotener) Wortschatz zur Provokation reichen...?

Natürlich darf der Rammstein-Vergleich nicht fehlen. Sänger Nord (Super witzig die Spitznamen Nord, Süd, West und Ost für die globalen Musiker) klingt nicht nur einmal nach Till, ganz besonders im ansonsten gelungenen "Das schwarze Schaf", liegt natürlich auch auf der Betonung eines gewissen Konsonanten.

Die Band verbindet ihren Teutonen Stahl immer mit dezenten Punk Anleihen, lässt in ihrem brachialen Treiben immer wieder überraschend melancholische Zwischenspiele einfliessen, wie z.B in "Ihr kotzt mich an". Wenn man sich in den sechzig Minuten Spielzeit die Zeit nimmt und sich mit den Texten beschäftigt, wird mir das Ganze zu anstrengend und zwar nicht, weil hier das Hirn sich ungewohnten Herausforderungen gegenübersieht, sondern weil mir die Sprache ganz einfach zu billig und zu Gossenhaft erscheint. Musikalisch scheint die Band gut aufgestellt, versucht mit galanten Gimmicks und Tempiwechseln für Abwechslung zu sorgen. www.myspace.com/haematommusic (andreas)

Insgesamt denke ich, dass die Musik eher der rebellischen Minderheit der unter Zwanzigjährigen gefallen dürfte, welche vom Hip Hop und zu großen Hosen die Schnauze voll haben. (andreas)


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