GARDEN OF DELIGHT "Darkest Hour" (Gothic Rock)
(Soul Food / Trisol Music)

Seit scheinbar ewigen Zeiten gehören GARDEN OF DELIGHT zu den ganz großen Künstlernihres Genres. Ihrer herausragenden Stellung entsprechend hat die Band nun mit dem vorliegenden Album einen weiteren grandiosen Klangkosmos geschaffen. Die Welt von "Darkest Hour" bietet nahezu alles, wofür die Fans die Gruppe seit jeher lieben. So fasziniert beispielsweise der Song "Transmission" durch einen überwältigenden dramaturgischen Aufbau. Von der langsam ansteigenden Energiewelle dieses Stücks lässt man sich gleich zu Beginn genüsslich mitreißen, um dann in den mit aufreibenden Gitarrenschlägen agierenden Refrainpassagen endgültig festzustellen, dass man gerade eine besonders erhabene rockmusikalische Offenbarung erleben darf. Auch die Anschlussnummer "Reign" umgarnt den Hörer mit epischem Zauber. Hier begeistert vor allem der hypnotische Mittelteil, in dem Artaud mit beschwörender Stimme verschiedene Mantras auf der Grundlage einer zunächst zurückhaltenden Instrumentierung mehrfach wiederholt. Schließlich werden unter den magischen Sprechgesang schrittweise weitere musikalische Ebenen (Keyboardteppiche, verwaschen klingende Gitarrenläufe usw.) gewoben, wodurch letztlich ein außer- gewöhnlich ergreifendes Klangerlebnis höchster atmosphärischer Dichte entsteht. Die Kunstfertigkeit, mit der dies alles geschieht, lässt sich wohl nur als genial bezeichnen.

Feierlich und besinnlich präsentieren sich GARDEN OF DELIGHT beim Song "Still". Helles, zartes Klavierspiel, wohlig pulsierende Gitarrenschübe und ein engelsgleicher lautmalerischer Frauengesang flankieren Artauds bedächtige Singstimme. In Anbetracht dieser bezaubernden musikalischen Kulisse dürfte es auch nüchternen Zeitgenossen schwerfallen, die relativ optimistisch gehaltene Refrainzeile "no hope, no tear, nor sorrow can cover what god revealed" als banalen Glückskeksspruch abzuhandeln. Beim folgenden Stück "Legions" ist es dann aber mit dem Aufblitzen einer hoffnungsfrohen Seelenbefindlichkeit schlagartig vorbei. Das schleppende Klavierspiel ist nun dunkler Natur. Eine kurzgehaltene, irrlichternde elektronische Soundschleife erzeugt klaustrophobische Enge. Der weibliche Hintergrundgesang schweift klagend umher. Artauds bedrohlicher Gesang scheint eine unmittelbar bevorstehende Katastrophe zu verkünden. Das Ende des Albums kann er aber nicht gemeint haben, denn mit dem Titelsong "Darkest Hour" und dem krönenden Abschlusslied "Light" bietet die Scheibe im weiteren Verlauf immerhin noch zwei weitere Kleinode schwarzer Klangkunst. Dass der Titelsong dem Hörer als endlose psychotische Tunnelfahrt ohne Lichtquelle erscheint, versteht sich bei dieser Namensgebung fast von selbst. Beim Abschlussstück versucht die Band unter anderem durch ein wunderschön anmutendes akustisches Gitarrenspiel eine versöhnliche Stimmung zu verbreiten. Letztlich verliert sich das herzergreifende Lied jedoch in verstörend klingenden Soundcollagen, die das Ende dieses durchgängig meisterlichen Albums markieren.

Bei den Fans hat Artaud unlängst auch dadurch gekonnt Katastrophenstimmung verbreitet, indem er das endgültige Ende von GARDEN OF DELIGHT verkündete. Ich wage aber die Prophezeiung, dass die schon einmal zu Grabe getragene Band eine erneute Wiedergeburt erleben wird. Die CD beginnt nämlich mit den gleichen Soundcollagen, mit denen sie endet. Dieser Fingerzeig deutet doch eher auf eine Wiederauferstehung der Gruppe als auf ihr endgültiges Ende hin. Auch hält man nach dem Genuss der phantastischen Musik dieser Scheibe schlichtweg jedes Wunder für möglich - sogar die Auferstehung von Garden of Delight! Dass diese Wiederkehr in genau sieben Jahren erfolgen wird, dürfte angesichts der Geschichte der Band ohnehin sonnenklar sein. Weitere Infos: www.garden-of-delight.com (stefan)


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