ANUBIZ "Unruh" (Goth Metal)
(Eigenproduktion/Nicrothal Records)

Mit ihrem letzten (dem dritten) Werk "17" sah ich ANUBIZ auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Und ihr neuestes Album könnte die nach oben offene Richterskala noch toppen. Erneut begeistert die Spielfreude der Musiker, erneut begeistert der Wechsel aus männlichen und verträumten weiblichen Vocals, und das obwohl man den Verlust von Sängerin Caro verkraften mußte. Mit Katrin hat man aber einen adäquaten Ersatz gefunden, dem es gelingt, ganz neue Facetten in die doomige Härte zu integrieren. Besonders in den melancholischen Parts oder in getragenen Songs wie "Mondlicht" bestimmt ihre Stimme die Szenerie.

"Unruh" gelingt es sowohl opulent treibend, als auch doomig verrucht zu glänzen. Die Gitarren bleiben trotz ihrer tiefen Gestimmtheit extrem hart, dazwischen immer wieder darkrockig bis wavig anmutende Soundvariationen. Immer wieder wird deutlich, dass sich die Band stark auf stimmige Texte fokussiert und dabei auch die Musik zum passenden Zeitpunkt runterfährt. Das schwierige Unterfangen, hierbei sowohl harte Durchdringlichkeit, passable Rhythmik und melancholisch weiche Seiten zu verbinden, ist wieder mal gelungen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist zu Beginn natürlich der Operngesang der neuen Sängerin, der alte Fans der Band etwas verstören dürfte. Der Instrumentenfraktion gelingt es hier aber faszinierend klar, die alten Strukturen vehement zu behalten und doch auf die neuen Stimmbänder zu reagieren, ohne auf ihre Spielfreude zu verzichten, welche sich auch heuer ein wenig der Depression frönend reichlich doomig gibt.

Nachdem man trauernd das "Mondlicht" betrachtete, begibt man sich in die Hände des "Puppenspielers". Hier zeigt man sein Gespür für düstere Erzählungen. Die Strophe wird sanftmütig vom Keyboard unterlegt, während der Refrain losgelöst zwischen wütender Brachialität und verträumten Gesängen begleitet wird. Die Wut erbricht sich vor allem im wilden Schlagzeug, welches sich fast unbemerkt zum Sprachrohr der Extreme macht. Nicht nur hier mimt Sänger Jörg eher den Erzähler als den Sänger, zum Schluß gibt er sich seiner Wut hin. In "rastlos" begeistert Katrin dann mit ihrer tagträumerischen Lieblichkeit und singt sich Hevenly Voices-artig in die Manege, während Jörg rastlos seine raue Stimme als Gegenpart einsetzt. Staubtrockene Gitarrenwälle zerbrechen die harmonisierende Verschmelzung der Beiden, die doch irgendwie ihr Duett auf die Waagschale legen können.

Neben dem Inhalt (zudem mit Video zu "rastlos" samt Making of und einem Bonustrack) stimmt auch die Verpackung, welche als gelungenes DigiPack daherkommt und natürlich ein Booklet beinhaltet, auf dem ihr sämtliche Texte mitlesen könnt.

Fazit: ANUBIZ sind im besten Sinne Underground, denn trotz anderslautenden Gerüchten passt man sich keinen Trend an und klingt nur für Massenkonsumenten wie eine Melange aus Rammstein und Nightwish. www.myspace.com/anubizmusic (andreas)


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