SALINE GRACE "Border Town Shades" (Western Wave Melancholie)
(Deeper Water Records)

SALINE GRACE ist das Soloprojekt von Ricardo Hoffmann von Nobility of salt. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Ines Pollock kredenzt uns Ricardo ein wunderschön verträumtes, eher minimalistisches Kleinod voller tiefer Melancholie. Die Songs mit sanft düsterem Country Einfluß und einer Prise Folk bestechen durch ihre Klarheit, aber auch durch ihre fast niederschmetternde Depressivität. In sich verlorene Klanglandschaften, erzeugt von Akustikgitarre, Banjo und Bass (ab und an Piano) bilden den Untergrund für die poetischen Erzählungen.
Mit der Umsetzung, der Sprachgewandtheit und einer betrübten Ruhe der Einsamkeit ist dieses Projekt nah dran am Großmeister Nick Cave. Zudem hat Ricardo sicherlich reichlich Western mit der Filmmusik von Enno Morricone gesehen. In vielen Stücken fehlt eigentlich nur die Mundharmonika von Charles Bronson. Neben Cave, Cohen oder Cash besitzen die Arrangements der Stücke gar ein wenig Dark Wave Romantik, zwischendurch gibt man sich in "stumpling Mary and the Tree...." auch ein wenig dem dunklen Varieté hin.

Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass sich angesichts der Spielzeit von 75 Minuten und 17 Tracks ein wenig Langeweile breit macht, aber weit gefehlt, spätestens bei "Stream" ist man derart gefesselt und labt sich in dieser hingebungsvollen Melancholie, dass man gar nicht genug bekommen kann. Das Werk besitzt nicht die großen herausragenden Songs, die der Rezensent hervorheben möchte, es ist dieses gesamte Konstrukt, welches in erhabener Weise die Ohren befriedigt. Eine innewohnende Ruhe schleicht sich wohlwollend durch das gesamte Werk und trotz aller trüben Nebelballaden genießt man jede Gänsehaut, die über den Körper streichelt. Ricardo mimt dabei eher den Erzähler als den Sänger, was die Sache noch Trübsal-lastiger erscheinen lässt. Konträr dazu erscheinen fast an französischen Chanson erinnernden verspielt harmonischen Strukturen. Wundervolle Nischenmusik. www.salinegrace.de (andreas)


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