DIE ÄRZTE "Junge (MCD)" (Punk Rock)
(Hot Action Records)

Allerseelen - 2. November eines Jahres - hat in der römisch-katholischen Kirche heutzutage überwiegend die Bedeutung, der Verstorbenen zu gedenken. Ausgerechnet an diesem Tag wollen DIE ÄRZTE nach vier Jahren ihre Auferstehung feiern, denn dann erscheint die neue CD "Jazz ist anders".

Ob es gelingt, wird sich zeigen. Den Vorgeschmack, den die drei mit der Single "Junge" liefern, lässt allerdings keine Zweifel offen. Inhaltlich handelt der "Junge-Text" über die Werte der alten Generation, die diese den Jungen mit auf den Weg geben wollen, weil eben jene sich die Haare färben, Gitarre spielen, Freunde haben, die Drogen nehmen und auf eine Festeinstellung pfeifen. Ein paar eifrige Grundeinstellungen zum Punk halt. Lustig gemacht und für jeden ein Wiedererkennungseffekt. Vielleicht auch eine Abrechnung mit den eigenen Erziehungsberechtigten?

Was sich dann musikalisch in diesem Stück entfaltet ist brutal gut. Das rockt, das rauscht, das glüht: Das sind DIE ÄRZTE wie man sie kennt. Die eingängige Melodie lädt direkt zum Mitpfeifen ein und treibt wie eine Riesenwelle durch die Lautsprecher. Einfach Klasse.

Die beiden anderen Stücke, beide nicht auf "Jazz ist anders" enthalten - großes Lob dafür, dass man zu Gunsten dieser Stück auf Extended-Versions etc. verzichtet hat - lassen ebenfalls einen unheimlich guten Sound folgen. Während der Titel "Das schönste Lied der Welt" schon vor Jahren von LETZTE INSTANZ benutzt wurde, handelt es sich aber keineswegs um ein Cover, sondern vielmehr um guten, alten Punk mit einem witzigen Text. Bela B. meint, er habe das schönste Lied der Welt geschrieben, eines, für das Campino seine Band auflösen oder Keith Richards Abstinenzler werden würde. Aber Bela ist sich zu schade, es zu veröffentlichen und behält es für sich.

Nummer 3, "Tut mir leid", schon als Fortsetzung von "Saufen" tituliert, handelt entsprechend auch von übermäßigem Alkoholkonsum. Jedoch lässt sich hier auch durchaus ein sozialkritischer Aspekt hineininterpretieren, denn letztlich erzählt es schon die klassische Geschichte eines Alkoholikers mit einem hierfür nicht ganz gewöhnlichen Unfalltod. Ob dies gewollt ist, weiß man bei den Ärzten letztlich nie.

Zum Schluss gibt es das zensierte Video zu "Junge". Videos unterliegen in besonderem Maße dem persönlichen Geschmack. Mir persönlich gefällt es nicht schlecht, ist aber letztlich auch nicht außergewöhnlich. Ich brauche allerdings auch keine Videos auf einer CD.

Was bleibt? Jeder Fan der Ärzte und jeder, der es werden will ,kommt um diese Scheibe nicht umhin. Sie verkürzt die Zeit des Wartens auf den 02.11. Wenn der CD-Schacht nach dem Einlegen verschlossen ist, öffnet man ihn mal erst nicht wieder.

Insbesondere melodisch ist "Tut mir leid" mit seinem Gute-Laune-Sound mein Favorit. Okay, er verherrlicht vielleicht auch ein wenig den Alkoholkonsum. Das ist aber einer solch großen Band verziehen. (ludger)


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