HIM "Venus doom" (Rock)
(Warner Music)

Mittlerweile veröffentlichen die Finnen ihr siebtes Album. Mitte der 90er von der Independent Presse als großes Ding gefeiert, dann von VIVA Lieblingen zum Bravo-Starschnitt "abgestiegen", versuchten sie bereits auf dem letzten Album und vor allen Dingen live die rockige Komponente in den Vordergrund zu schieben. Auch "Venus Doom" erklingt extrem rockig und die Melodien sind mit reichlich Ecken und Kanten versehen, allerdings ist das Gesamtkonstrukt der Band eher mittelmäßig, was nicht unbedingt darin liegt, dass man heuer den großen Hit vermissen lässt, sondern das Songwriting in sich nicht stimmig erscheint. Für mich driftet man zu sehr in den Alternativ Rock ab, versucht hier und da eine doomige Komponente zu integrieren, um ein bisschen der Düsternis zu frönen. Hinzu kommen ungewöhnlich ausladende Instrumentalparts, welche teilweise direkt aus dem 80er Heavy Metal transportiert wurden.
Auch wenn man hier die verschrobene Komponente des über 10 minütigen "sleepwalking past Hope" loben sollte, mit seiner Piano Einleitung, verschiedenen Stimmbandakrobatiken und reichlich Stil- und Tempiwechseln, irgendwie fehlt die Monumentalität und man verkommt im Mittelteil zu einer Jam-Session, in denen die Keys verzweifelt versuchen, Ordnung zu integrieren. Aber der Nervfaktor der langatmigen Riffs hat dann auch wieder was besonderes. Ganz anders funktioniert "The Kiss of Death", hier unterlegt Ville das wilde Treiben mit seinem typisch melancholischen Gesang (leicht nasal, leicht monoton). Aber insgesamt wirkt seine Stimme nicht ganz so prägnant wie auf den Vorgängern. Manchmal habe ich den Eindruck, Ville saß bei der Aufnahme mit einem Joint in der Ecke und liess seine Musiker austoben.
Fazit: HIM wird nicht mehr in der Bravo auftauchen, ob die Leser einschlägiger Heavy Magazine Ville und Co ihre schnulzige Vergangenheit verzeihen, bleibt abzuwarten. www.his-infernal-majesty.de / www.heartagram.com (andreas)


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