GREIFENKEIL "Symbol" (Dark Ambient Industrial)
(Grentzwert)

Industrial ist ein schwieriges Thema. Manchmal scheinen Bands die 3 Akkorde der Punk Musik einfach auf die Synthetik zu übertragen. Nicht so bei GREIFENKEIL, welche auf ihrem Zweitwerk sehr atmosphärischen Industrial darbieten. Die typisch krachigen Flächen werden geschickt in Harmoniebogen untergebracht und die Bedrohlichkeit der einzelnen Songs wird perfekt mit Gesang und/oder Sprachsamples unterstützt.
Thematischer Ausgangspunkt und Inspiration des Albums sind archäologische Funde aus dem Jahr 2005 in Goseck. GREIFENKEIL sehen das als Zeichen (Symbol) einer europäischen Kultur älter als die Pyramiden. Das in drei Akte unterteilte Werk geht aber nicht direkt in die Vergangenheit, sondern beschäftigt sich auch mit den Auswirkungen monotheistischer Religionen ("Untergang") oder westlicher Regierungen ("Survivor"). GREIFENKEIL vermengen Industrial mit Ambient und Elekto und lassen gar ein wenig Heavenly Voices einfliessen. Das Ganze wirkt vom ersten bis zum letzten Ton sehr durchdacht. Es gelingt trotz ambienter Grundauslegung auch der Spagat mit EBM-lastigen Beats, welche sich fast unbemerkt in die Struktur einschleichen. Die grundsätzlich kühl inspirierte Rhythmik beherbergt im Inneren dezent weiche Fragmente, was den Songs zwar nicht der beängstigenden Stimmung beraubt, sie aber nie allein krachig-experimentell wirken lässt. Gelungen auch die Verschmelzung von Tanzbarkeit ("Selling your Souls") und mystischer Eleganz. Die Stärken von GREIFENKEIL liegen eindeutig in den ruhig inspirierten Passagen. Hier erschafft man eine Atmosphäre und eine Klangstruktur, welche betörend den Organismus einfängt und beim aufmerksamen Zuhören reichlich Gedankenstoff bietet. Industrial-typisch natürlich die versteckte Aussage, welche dem Hörer eher eine Richtung offenbart.

Neben eingängigen Strukturen gibt es auch Songs wie das über 10 Minuten monoton dahinfliessende "WinterSolstice". Hier bewegt sich die Band auf reichlich minimalistischen Pfaden, welche bis hin zum Dadaismus reichen. Im Gesamtkontext würde ich die innewohnende Ruhe im Kosmos des Kraches schon als außergewöhnlich betrachten. Musikalisch erinnern mich einige Fragmente an Sigillum S, während die melodische Komponente durchaus auch einen Rudy Ratzinger gefallen könnte, aber die grundlegende Inspiration liegt wohl beim 4AD Label, weil sich hier Ruhe und Krach innig umarmen. Info: www.Greifenkeil.de (andreas)


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