AMATRIS "Imprisoned" (Gothic Metal)
(Twilight)

Auch beim dritten Album gibt es wieder einige Umbesetzungen, einzige Konstante diesbezüglich sind die beiden Gründungsmitglieder Helge Barth (Vocals) und Holger Warschkow (Bass). Aber auch diesmal war dies der Qualität der Musik nicht abträchtig, die Band agiert weiterhin auf höchstem Niveau. Hinzukommt, dass Holger's dunkles, mal growliges Timbre erneut ein passendes Pendant gefunden hat. Die zarte Stimme von Janett Baade liefert sich diesmal explosive Gesangsduette mit Helge.
Die druckvollen Kompositionen sind gespickt mit hymnischen Melodielinien, krachigen Saitenparts, verträumten Ruhepolen und spielerischen Keyboardarrangements. Herausragend, das musikalisch leicht an Fields erinnernde "The last walk", ebenso wie die Briten verstehen es Amatris geschickt einen Spannungsbogen über eine längere Spielzeit aufrechtzuerhalten. Der Song entwickelt sich dabei, besitzt zudem immer diese verwegene Leichtigkeit, dass das Ohr vergnüglich wackelt. Helge beweist nicht nur hier, dass er neben seinen growlenden Organ auch die samtene Form des Tieftöners beherrscht. Sein Gegenpol überzeugt mit einer glasklaren, herrlich natürlichen Stimme. In anderen Stücken, wie z.B. dem brachialen Opener "The Wasteland of my belief" geht es auch mal richtig Saitenlastig zur Sache. Dazwischen immer wieder eingestreute romantische Parts, welche mit einer süsslichen Atmosphäre glänzen. Geschickt werden hier Versatzstücke aus dem Death Metal integriert, ohne all zu aufgesetzt zu wirken.
Mit "geformte Träume" und "Wenn die Welt verstummt" gibt wie schon auf dem Vorgänger auch wieder zwei in deutsch gesungene Stücke. Ohne dem Pathos zu sehr zu frönen, widmet man sich einer bildgewaltigen Sprache. "Geformte Träume" wird reichlich staight musikalisch unterlegt, während "Wenn die Welt verstummt" gar ein wenig Prog Rock bietet. Im bedrückend doomigen "my private hell" glänzt Helge mit growlenden Erzählgesang. Die Saiten werden in zeitlupenartigen Tempo in reichlich Moll gepackt, was dem Ganzen einen phobischen Touch verleiht. Das Finale ist dann wieder im typischen Amatris-Metal Bereich zu Hause. Bei der Spielzeit (zwischen 5 und 10 Minuten) der Songs bleiben sich Amatris ebenfalls treu, damit fahren sie konträr zur Moderne, welche doch meist auf 3 Minuten Single Songs setzt. Zwar wird dadurch der Zugang zu den flächigen bis sphärischen Strukturen nicht immer erleichtert, aber trotz einiger kritischen Stimmen entsteht dadurch für mich nie der Hauch von Langeweile. Dazu passiert in den Songs doch zu viel und mal einige Minuten der Atmosphäre zu huldigen schadet keinem der 9 Stücke. www.amatris.de (andreas)


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