IN MITRA MEDUSA INRI "kalte Farben" (Elektro Dark Wave)
(Apollyon/ Alive)

Eigentlich ist es ja erstaunlich, dass es Bands gibt, welche sich immer wieder neu erfinden können und trotzdem einen ganz eigenen Stil beibehalten. Bei dem fünften (das dritte des heutigen Duos) Werk der Immi's ist es heuer vor allem eine sprachliche Neuerfindung. Denn die weichen synthetischen Klänge in Verbindung mit verspielten Saiten sind geblieben und gehen dann doch wieder ein wenig in Richtung der 80er. Aber das Duo bringt gleich fünf Lieder auf deutsch. Schön, dass man dabei nicht in And One'sche Gefilde abdriftet, sondern neben der poppigen Seite immer noch ein hohes Maß Gefühl für den Dark Wave offenbart.

So schleichen die eindringlichen Songs sehr gefühlvoll, aber auch mit einer tiefen Betrübnis in die Gehörgänge. Einen der Höhepunkte gibt es gleich als Einstieg, das betörende "Nimm die Lügen von mir" glänzt in schwarzen Farben. Unterkühlt, dennoch mit dem Hauch der Romantik bezirzt, lässt man den Song nach theatralischem Intro in eine verspielte, tanzbare Elektronik Hymne für dunkle Schuppen gleiten. Die zunächst natürlich überraschende deutsche Sprache ist von einer gelungenen Lyrik umgeben, die Klangfarbe ist sehr warm. Das folgende "Why can't you sing by daylight" bietet die typische Immi Kost, Elektronik, die sich getragen und harmonisch gibt und von den Saiten seicht unterstützt wird. Bei "keine Fragen" ist der Beat ein wenig stampfender, ohne die Atmosphäre zu beeinträchtigen. "Come on" ist tief bedrückend inszeniert, hat in seiner Dichtheit leichte Anklänge an die düstere Seite der New Romantik Bewegung. Mit einem galanten Rhythmus wartet "Nur für eine Minute" auf. Zudem ist das Stück mit einem überzeugenden Refrain ausgestattet. Wäre die Klangstruktur nicht so stark an den Dark Wave angelehnt, könnten sich wohl auch große Radiosender und Musiksender für eine Rotation entscheiden. Als Bonus gibt es das alte Antikriegslied "sag mir wo die Blumen sind" in einer reichlich gewöhnungsbedürftigen Version. Dieses mit eingestreuten Samples dargestellte Werk hat in sich aber diese latente Bedrücktheit, wie sie nur Marlene Dietrich aus diesem Song herausholte, und das ist mittlerweile 45 Jahre her. Bei all den tausend Interpreten, welche sich diesem Stück gesanglich näherten, erinnert Holger als eine Mischung aus Dietrich und Lindenberg.

IN MITRA MEDUSA INRI erschaffen mit "kalte Farben" ein gelungenes Potpourri aus nostalgischer Elektronik, warmherzigem Synthie Pop, betörendem Dark Wave und latent poppigen Passagen. Ein szeneübergreifendes Werk, welches leider (bzgl. Intoleranz) nicht szeneübergreifend funktionieren wird. www.inmitramedusainri.com / www.myspace.com/inmitramedusainri (andreas)


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