TIMEMAGE "Witchcraft" (Prog Metal)
(Eigenproduktion)

Die Mannheimer um Mastermind Stefan Schenkel bleiben sich auch auf ihrem aktuellen Album treu. Sie leben Musik und sie scheinen eine der letzten Bands zu sein, welche auch den Underground lebt. Über 7 Monate hinweg entstand das Album in den heimischen vier Wänden von Stefan. Bevor wir zur Musik kommen sei noch mal explizit darauf hingewiesen, das es "Witchcraft" erneut für den lächerlichen Preis von 5 Euro zu kaufen gibt!
Was letztendlich meine Ohren erfreut, ist ein kleiner Geniestreich. Ausgeklügelte Arrangements, düsteres Grundgerüst, hymnische Melodielinien, harte Saiten und immer diese gefühlvoll integrierte Atmosphäre. Die Liebe zu klassischen Filmsoundtracks wird in verschiedensten Songs deutlich, dabei agiert man mit einer großen Detailliebe, was auch heißen soll, dass man nicht auf Bombast aus ist, sondern den Stücken ein stimmungsvolles Gesamtbild verleiht. Betörend die leicht traurige Ballade "Goddess of the moon", welche mit perfektem Gesang glänzt. "Voices from the woods" zielt mit seiner druckvollen Eleganz dann wieder auf die zwölf. Begeisternd die Mehrstimmigkeit, welche von clean über growl bis zu tieftönend alles abdeckt. Die progressiven Saitenparts im Mittelteil mit dezenten Chorälen schleichen sich gelungen in das Gesamtgefüge. Passend zum Titel wählte man ein theatralisches Intro, welche in das extrem harte und kompromisslose "She's burning" übergeht. Konträr dazu wird die erste Strophe lieblich intoniert, bevor das Böse im Refrain zum Konter ausholt. Dieser Refrain erinnert zuweilen an eine Mischung aus Glam und Horror Rock. Wenn irgendein Labelmanager "Judicium die" hört, wird er der Band mit Sicherheit einen Plattenvertrag auf Lebenszeit anbieten. Unverbrauchte Stimmen, perfektes Songwriting, gezielt gesetzte Tempiwechsel und eine fast poppige Melodielinie vermengen sich mit handwerklicher Eleganz und einer gehörigen Portion Charme. Dabei bleibt der Song in seiner Grundstruktur eher dunkel. "Lucid Dream" würde eine gewisse Female Goth Metal Band sicherlich als Single rausbringen. Herrlich eingefügt der sakral angehauchte ruhige Schlusspart. Ein brachiales Gewitter holt hernach den Hörer aus seiner Melancholie. "On the Gallows" ist wild und roh inszeniert. Wie aus dem nichts findet man dann doch wieder in einen betörenden Refrain, der vielleicht stilistisch einfach konzipiert ist, evtl. dadurch aber erst seine Faszination zieht.
Ein erneut großartiges Werk, mein einziger Kritikpunkt hat nichts mit der Musik zu tun, sondern bezieht sich auf's Cover, welches mir zu kitschig daherkommt. Wie schon erwähnt, es kostet nur 5 Euro, seinen Ohren mal wieder was gutes zu tun, fernab von einer Musikindustrie, welche sich alle Finger nach dieser Band ablecken würde. Info: www.timemage.de (andreas)


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