SYRIA "The return of Saturn" (Cold Elektro Gothic)
(Black October Records)

Kopf von SYRIA ist das Multitalent Christian Dörge, der neben Musik auch Romane und Bühnenstücke schreibt. Sein musikalisches Unwesen begann 1993 mit der ersten Veröffentlichung (Christian Dörge "Syria"), welches damals in die aufstrebende deutsche Goth Szene um Das Ich oder Goethes Erben eingeordnet wurde. Mittlerweile hat sich die "Band" entwickelt. Hätte Andrew damals sein Projekt "Sisterhood" ernst gemeint und nicht gegründet um seinen "Freund" Wayne zu schaden, dann wäre diese Band erste Inspirationsquelle.
Die dunklen, vom Cold Elektro behafteten Songs erinnern an die kühlen Extravaganzen von Kraftwerk über Kirlian Camera bis hin zum kühlen Industrial von Bands wie Sigilum S. Das Ganze lässt Christian mit wavigen Eleganzen verschmelzen, sein Sprachgesang trägt der Düsternis bei und seine Stimmbänder ergeben sich als Mischung aus Bowie und Andrew einer erzählenden Faszination hin. Sämtliche Songs sind sehr dunkel und sehr minimalistisch angehaucht. Einziger Wärmepool ist der weiche Gesang. Selbst die beiden weiblichen Stimmbänder sind von einer Unterkühltheit beseelt, dass einem eiskalt der Schauer über den Rücken läuft. Die psychedelisch verwegenen Klänge würden einem Timothy Leary eine ganz neue Farbenlehre in die Gehirnwindungen gebracht haben. Aber diese Musik funktioniert auch ohne LSD (Angemerkt sei aber: Mit LSD ....na ja, lassen wir das). Das Gesamtkonstrukt wirkt in seiner Eleganz bedrückend bis phobierend. Leicht zugängliche Songs sucht man verzweifelt, es ist eine Reise ins Ich, in Gedanken und in unerforschte Leeren. Die collagierten Stücke verdrängen ihren Charakter und vergraben ihn in ewiges Eis. Die Schönheit entwickelt ein Eigenleben und beherbergt verzierte Fragmente der Düsternis. Eigentlich dient dieses Werk als Requiem einer Musikrichtung, deren Moder bereits zu stinken droht. Für heutige (selbst für Gothik-Ohren) wirkt das Gesamterlebnis eher bedrohlich, weil unsere Ohren mittlerweile in andere Richtungen sozialisiert wurden. Die Schönheit, die galante Darbietung, die Verspieltheit, die dunkle Elegie, all das bleibt aufgrund fehlender Mainstream-Facetten fast ungehört.
Allein die erste CD beherbergt ganze 28 Songs. Auf dem zweiten Silberling gibt es dann Einblicke in die Vergangenheit, hier wird auch mein obiger Vergleich mit "Sisterhood" wieder lebendig, covert Syria doch "Giving ground", hinzu kommen weitere Stücke Aus der Vergangenheit. Insgesamt ein voluminöses Kunstwerk, weitab vom sonstigen dunklen Kitsch. (andreas)


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