(Monkey Music/Broken Silence)
Es gibt ja Bands, da muß man dreimal auf das Label schauen, denn diese Band würde perfekt zu Accession Records passen. Die Schweizer könnten als perfektes Bindungsglied zwischen den romantisch verträumten Sound/Gesangsvariationen DIARY OF DREMAS und DIORAMA und den elektronischen Kollaborationen von ASSEMBLAGE 23 bezeichnet werden. Auf der anderen Seite, die Wurzeln betrachtend, kommt mir da (manchmal) ein Album in den Sinn, welches Mitte der 80er veröffentlicht wurde und von CASSANDRA COMPLEX stammt. Nach den dunklen und eingängigen ersten zwei Tracks lässt man dann die Industrial Maschine rattern (der Gesang bleibt dabei unverzerrt) und erinnert ein wenig an Tuxedomoon. THE BEAUTY OF GEMINA setzen auf reichlich Düstercharme, ordnen ihre Experimentalität der Eingängigkeit unter, erschaffen so zwar kein absolut neues Genre, gehören aber zu den besseren Vertretern des selbigen. Neben Wert auf Tanzbarkeit legt die Band auch Wert auf Texte, die zwar nicht immer perfekt "übersetzt" erscheinen, deren Inhalt aber eine lyrische Seite nicht verleugnet. Zwischendrin gibt es auch martialischen EBM, der sich treibend dem Hörer entgegenwirft.
Im Endeffekt lebt dieses Album vom Gesang, die instrumentalen Verwegenheiten sind doch all zu bekannt (das balladesk, traurige "Forgiveness" ist überraschend, passt aber perfekt in das oben vermittelte Bandbild). Das Gesamtbild wird aber dadurch nur gering geschmälert, weil auch die Regler nicht unbedingt von einem Doppellinkshänder bedient werden. www.myspace.com/thebeautyofgemina (andreas)
2te Meinung:
Die Schweiz ist in der schwarzen Szene eigentlich nicht wirklich bekannt dafür, eine lebendige Quelle im musikalischen Sinne zu sein. Gerade im Vergleich mit dem grossen Nachbar im Norden ist noch redlich viel Nachholbedarf, um musikalisch im Business mitzumischen. THE BEAUTY OF GEMINA tun genau dies. Sie machen Musik, die es ganz nach oben schaffen kann.
Unter der Leitung des Mastermind Michael Sele (Ex Nuuk) hat sich 2006 eine neue Band formiert, welche sich in ihrer Musik in keiner Weise an irgendwelche Gesetze und Regeln von Genre Schubladen hält. Frisch und fröhlich werden musikalische Elemente aus verschiedensten Genren vermischt und ergeben ein vielseitiges und abwechslungsreiches Hörerlebnis. Mal elektronisch, mal metallisch und jeweils angefüllt voller stimmlicher, gesanglicher Monotonie, welche sich wie ein warmer und melancholischer Nebel über das findige und sinnbildliche Arrangement legt.
Song für Song eine neue Episode musikalischer Kreativität, welche sich über dem Zuhörer ergiesst, ohne dass man pragmatische Schwächen in den Songs entdecken könnte. Auf den Pfaden von Szenegrössen wie DIARY OF DREAMS schaffen es THE BEAUTY OF GEMINA durch ihren eigenwilligen und kompromisslosen Mix verschiedenster Genren und Epochen gekonnt, ein eigenes musikalisches Feld abzustecken, in dem sie nicht vergleichbar mit anderen Bands sind.
Mit ihrem Debutalbum "Diary of a Lost" zeigen THE BEAUTY OF GEMINA, dass auch die Schweiz Potenzial besitzt, um im internationalen Musikbusiness mitzumischen. Wenn sie es nun auch auf der Bühne schaffen das Publikum zu überzeugen - und dafür haben sie als Supportband der aktuellen ASP Tour genügend Möglichkeit - dann können sich dieser Band alle Türen öffnen! (cornelius)