SPOCK'S BEARD "Spock's Beard" (Prog Rock)
(Inside Out / SPV)

Der Weggang vom musikalischen Genie Neal Morse nach dem "Snow"-Silberling (2002) hinterließ bei den verbliebenen Mitgliedern erst mal Fragezeichen auf der Stirn. Nach zwei Scheiben durchwachsener (keineswegs schlechter) Qualität und einer Phase der Neuorientierung will man mit dem selbstbetitelten Album zu neuen Ufern aufbrechen.
Das gelingt auch eigentlich ganz gut. Eigentlich, denn der Anteil eher unprogressiven Stücken ist recht hoch. "All that's left" ist eine wunderschöne Ballade, "The Slow Crash Landing Man" ist anders gestrickt, aber ebenfalls überwiegend ein kleiner Tränenproduzent und "Hereafter" passt durch die spartanische Instrumentierung mit Piano und Gesang verdammt gut in die Vorweihnachtszeit. "Is this Love" ist ein beschwingter und untypischer Rocksong, der nach unepischen 3 Minuten schon fertig ist. "Sometimes they stay, sometimes they go" versprüht eine dezente Langeweile und kickt nicht für fünf Pfennig. Diese Tracks hätte ich mir in der Art zwar nicht unbedingt auf einem SPOCK'S BEARD-Album gewünscht, da zu unspektakulär, aber es muss ja vielleicht nicht immer die ProgRock-Abfahrt sein. Die bekommen wir in gewohnter Weise immerhin bei dem Opener "On a Perfect Day" oder "Skeletons at the Feast". Auch das elfminütige Stück "With your Kiss" kommt nach einer kleinen Anlaufschwäche mächtig in Fahrt und macht viel Spaß.
Das Herzstück des Albums ist aber das vierteilige "As far as the Mind can see" und in diesem gut 17 Minuten langen Stück vereinen SPOCK'S BEARD aber noch einmal alle Stärken der Band, wie z.B. Melodien und Harmonien, spielerische Virtuosität, Ausflüge in jazzige Gefilde und Atmosphäre. Sehr schön. Der Abschlusstrack "Rearranged" ist in meinen Ohren einer der stärksten Songs des Albums und lässt das die Scheibe versöhnlich ausklingen.
Also, wenn ich ehrlich bin, hatte ich von dem Album mehr erwartet. Spielerisch kann man den Musikern nichts vorwerfen und SPOCK'S BEARD-Platten schaffen auch immer eine seltsam vertraute Atmosphäre, aber einige gute Songs können in meinen Augen nicht über das über weite Strecken mittelmäßige Songmaterial hinwegtrösten. Viele Bands können einfach gestrickte Songs spielen, aber meine Erwartungshaltung an die Bärte ist einfach eine andere. Fällt mir wirklich schwer zu sagen, aber so isses leider. Check einige Samples auf www.spocksbeard.com. (chris)


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