HEIMDALL PROJEKT, DAS "Edda Zyklus I" (Pagan Goth/Doom Metal)
(Eigenproduktion)

Das Gesamte (Name bis hin zum Titel des Albums / Heimdall ist in der nordischen Mythologie der Lichtgott und Beschützer allen Lebens; die "Edda" ist ein literarisches Werk aus dem ersten Jahrtausend) ist eine umfangreiche Geschichte. Ich halte sicherlich viele Bands in dieser Richtung für eine eher kitschige Zusammenfassung der Mythologie, zudem habe ich einen ganz engen Toleranzspielraum für Bands, deren Namen mir Suspekt vorkommen und deren Mitglieder sich mit nordischen Gottheiten betiteln.
Dieser Band gelingt es aber, zwischen metallenen Klängen, Folk Einflüssen eine gar komische Verschmelzung von NDH und vormittelalterliche Eleganz mit martialischen Rhythmen zu generieren. So besitzt "10000 Krieger" durchaus ein wenig Rammstein Ästhetik, während die Trommeln und der Gesang ein wenig frühe Laibach in die Metal Form degenerieren. Dann gibt es diesen typischen Teutonen Metal, der hier grandios mit Doom und dunklen Facetten aufbereitet wird. Das Werk hat trotz aller trockener Härte genügend weiche Züge, der Gesang ist rau und gerät oft in die Zelle des Erzählers. Der Opener kommt sehr dramatisch daher, bevor die Saiten des Headbangers Schädel malträtieren, danach bleiben die Gitarren aber dunkel und die Riffs werden zeitlupenartig, fast doomig inszeniert. Der Refrain ist mir ein bisschen zu einfach gestrickt, besitzt dadurch aber einen hohen Erregungsfaktor.
Ein sakrales Zwischenspiel sorgt für leichte Bedrohlichkeit, Choräle und ein absolut beängstigendes Lachen durchstöbern die melancholische Atmosphäre. "Blutrausch" ist ein wenig vom latenten Dark Metal mit leichten Black Anleihen behaftet. Während das Songwriting hier begeistert, sind die Hooklines ein wenig zu leichtgängig... Die Songs sind beseelt von treibender Rhythmik, welche sich dezent in einen dunklen Mantel kleidet, so könnte "Wasser" auch von einer Band wie Tanzwut kommen. Aber bevor hier Vergleiche aufkommen gelingt es der Combo, eine ganz eigene Dramaturgie in den Song zu imprägnieren, welche durch den variablen Gesang ein wenig an Leichenwetter erinnert. Dass die Band auch die ruhige akustische Seite betören kann, beweist das gelungene "Wächter der Finsternis" (könnte sowohl in schwarzen, wie in Kuttenträger Discos ein Hit werden). "Rabenzauber" ist vom wilden Key Zauber umgeben, die Gitarren sind krachig, der Gesang markant, hier ist es eher die Rhythmik, die bestimmt, denkt man..., aus dem nichts dringt eine gar verführerische Melancholie. Der Schlusssong "Rigsmal neue Welle" ist dann mit mittelalterlichen Folk und Lagerfeuerromantik behaftet.
Insgesamt eine musikalisch perfekte Scheibe, gut produziert mit durchdringenden Klangbild. Für's Verstehen der Texte (den Sinn) sollte man schon ein wenig nordische Mythologie kennen. Die Band versteht den Spagat zwischen Melancholie, Rhythmik und Metal. Info: www.dhp.eu (andreas)


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