REBENTISCH "Impressionen" (Dark Wave Pop)
(Gruftie-Ton)

Wenn mir als erstes ein Button mit dem Satz "wir befinden uns in einer Zeit, in der sich ein Underground im Underground bildet!" aus der CD herausrutscht, ist ganz klar, dass ich nicht gleich mit der Beschreibung der Musik beginnen kann. Der Underground war nie verantwortlich für die ganze Mainstream Kacke, wenn der Underground sich aber immer mehr zum Spielball machen lässt, könnte er es bald sein. Dass die Ansammlung immer schlechterer Klon-Songs proportional zur Dummheit der Hörerschicht verläuft, dafür haben die Neunziger den Einstieg geschafft und das Jahrzehnt danach heißt nicht von ungefähr die Nuller.

REBENTISCH hat sich in all den Jahren keinem Stil angepasst. Seine elektronischen Stücke sind tanzbar, romantisch verklärt, mal lieblich NDW-like und doch immer im besten Sinne Underground. Auf seinem aktuellen Werk befinden sich neben neuen Songs auch Stücke seiner nicht mehr erhältlichen CDs. So bietet dieses Album nicht nur einen perfekten Blick in die Gefühlslage des Aktuellen, sondern retrospektiv auch einen Einblick in die Schaffensphase dieses sympathischen Underground-Fetischisten.

Nach dem treibenden Opener "danach" wird Sven nicht nur melancholisch, nein, mit "Ein Hauch von Traurigkeit" gibt er sich überraschend experimentell und auch das ruhig fliessende "Hirntot" ist eher bedrückende Seelenstudie als tanzbare Eruption. Auch die E-Version von "Schmerz" hat erstaunlich wenig liebliche Melodielinien, die ja meist Teil des Kontrastes waren. REBENTISCH agiert auf "Impressionen" zunehmend dunkler, seine facettenreiche Elektronik bleibt sehr oft minimalistisch, was den Stücken einen ganz besonderen Charakter verleiht. Die Harmonie ist ein schleichender Finger, der in einer längst verheilten Wunde zu bohren scheint. Fans der lieblich glänzenden Elektronik dürfen sich dann am "letzten Anblick" erfreuen. Eine kühle Ästhetik umweht den Song, der in Zusammenarbeit mit Marco noch unter dem Namen "Damion in the Casket" erschien. "An deiner Seite" ist sehr trocken, fast monoton elektronisiert, der Sprachgesang übernimmt die Rolle des Erzählers. Textlich sicherlich eines der stärksten Stücke Sven's, die wohlgewählten Worte sind messerscharfe Stiche ins Herz. Der Erzählgesang lässt zunächst fast ein Bild Revue passieren, bevor Worte schwarzpinselig die Szenerie bis ins kleinste sezieren. Die Songs sind kurz und prägnant, nur selten erschaffen spielerische Soundtrackeffekte, wie in "ich spür den Tod.." ein kleines Hörspielerlebnis. Auch wenn es kein Cover ist, hier erinnert Sven durchaus mal an Oswald Henke. Verworren mit Helium Stimme dargeboten wird "eben Liebe" (dieser Song dient keinesfalls als Einstieg) dargeboten. Anfang kann auch Ende sein und so beschließt die Maxi Version von "Danach" dieses Werk.

Textlich bleibt sich Sven treu, aber die neuen Stücke haben eine andere Qualität, quasi vom lächelnden Clown mit Gedichten mutiert zum weinenden Clown mit realitätsnahen Alpträumen der Realität. Diese Realität verdient keinen sanftmütigen Anstrich, nein sie ist karg und grau. Ein bedrückendes Werk, welches diesmal seinem naiven Charme aus den kindlichen Zeichnungen des Covers zieht. Zum Schluß noch ein Wort zum Underground: Rebentisch veröffentlicht dieses Werk als CD-ROM. Info: www.rebentisch.de (andreas)


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