X-PERIENCE "lost in paradise" (Female Wave Pop)
(Major Rec./Pias/Rough Trade)

Egal welche Musikrichtung man in der Zeit der 80er Jahre hörte, eine latente Vorliebe für eindringlichen Wave Pop manifestiert sich ein Leben lang im Kopf. (Wenn ihr denkt, was schreibt der für einen Scheiß... dann schaut euch die heutigen Charts an: Ghetto Rapper (hahaha), Latin Schnulzen, Plastik, Poppstars (kein Schreibfehler, wer will noch mal mit dem dicken Bär, hey ihr müsst schon was geben), Kindergarten Gothic, Lolita-Härte usw. / P.S: Irgendwo muß ich einfach mal derartige Rundumschläge gegen die moderne "Pop"-Kultur loswerden).

Die Berliner erinnerten mich Anfang der Neunziger mit ihrem Hit "Neverending Dream" an diese Zeit. Dann wollte ich mir von diesem Ohrwurm die Single zulegen, bekam das Album in die Hand, hörte rein, und war begeistert, dass war nicht einfach Plastik Pop der Neunziger, sondern ein durchgestyltes Romantic Wave Album. Und genau das bekommt der Hörer auch diesmal als Futter für seine Ohren. Es war immer schwierig, diese Band einzuordnen, einerseits befriedigen sie die Ohren der leichtgängigen Popmuse, andererseits liefern sie anspruchsvollen 4AD Sound. Einerseits die einfach komponierten Pop Songs, andererseits die elegischen Hymnen voller latenter Elegität. Samtfarbene Romantik gleitet über einen harmonischen Boden, auf dem sich Sängerin Claudia Uhle mit betörender Eleganz austobt. Ihre Songs sind weder hell noch dunkel, eher gradlinig verspielt. Auf dem ersten Ohr einfach konzipierte, getragene Songs, welche mit reichlich Gefühl dem Ohrwurm huldigen, auf dem zweiten Ohr eine Band, welche mit Sounds spielt, welche in Popperdiscos besteht und doch den Waver in seine Träumerei verfrachtet. Gleich der Opener ein Knaller, zu Beginn ein wenig an "a neverending..." erinnernd, entwickelt er sich mit leicht straighten Saiten und verspielt angedeuteter Energie zu einem warmen Bad der Gefühle. Ganz dezent eingestreut schräge Passagen, insgesamt ein perfekter Pop Song. Eine Spur Eleganz legt man mit dem romantisch verklärten "return to Paradise" drauf. Würden Madonna und Britney Spears nicht von der amerikanischen Geld-Mafia gesteuert, würden sie für derartige Songs sterben.
Dass hier Vergleiche hinken ist klar, aber wenn man dieses Album hört, kann man nur Vergleiche mit sogenannten Weltstars anfügen. Die vakant eingefügte orientalische Komponente verleiht "return..." eine zusätzliche galante Note. "Personal Heaven" gibt es dann im Duett mit Midge Ure. Ganz große Kunst, wer hier alles für sterben würde, überlass ich euch. Jeder Song ist für sich ein kleines Juwel. Die Stimme ist göttlich unaufgeregt, die Musik betörend und mit durchdringenden Hooklines durchsetzt. Im Genre "Deutsche Pop Musik" das mit Abstand beste Album dieses Jahrzehnts. www.myspace.com/xperiencemusic / www.x-perience.de (andreas)


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