MEDIAVOLO "A secret sound" (Romantic Wave)
(zeitkristall/ Nova Media)

Von Presse-Beiblättern bin ich einiges gewohnt, aber dass man bei dieser Band sowohl Cocteau Twins, als auch (jetzt kommt's) Samsas Traum als Einfluss nennt, das geht zu weit. Diese Bands sind ungefähr genau so weit voneinander entfernt wie der Kreationismus vom Darwinismus. Es kann sich natürlich über eine ganz neuartige Form von Überprüfung kleiner Schreiberlinge handeln... Wer Samsas Traum übernimmt.....

Daher wird bereits beim ersten Ton ganz deutlich, in welche Richtung die Franzosen auf ihrem bereits dritten Werk tendieren, nämlich zum traditionellen 4 AD Sound und damit?... richtig... zu Cocteau Twins.

MEDIAVOLO gelingt der Spagat zwischen betörenden Heavenly Voices und modernerem verspielten Pop in der Art von Björk ("Dripping mind") oder Tori Amos und damit eine galant schwebende Kraft in akustische Facetten zu kleiden. Die weichen Klänge werden von einer ebenso weichen, samtenen Stimme begleitet. Die Kraft der Musik manifestiert sich nicht in eingängigen Melodien, sondern in der romantischen Mystik, deren Ruhepol dem kühlen Herbst eine Wärmflasche reicht. Und es gibt hier mehr als einen Moment, in dem man nicht sehnsüchtig an die Cocteau Twins erinnert wird. Sängerin Geraldine bezaubert durch ihre laszive Eleganz. Ihre Stimmbänder begleiten die melancholischen Hymnen mit einer herrlichen Unbekümmertheit. Dabei wirkt sie nie naiv, sondern eher wie eine gereifte Kindfrau, die mitten im Leben steht. Mit Stöhnen und flüstern integriert sie einen unbefleckten Feminismus in die samtenen Melodielinien. In der Hauptsache lässt sie ihre Stimme aber unaufgeregt und samtweich thronen. Das Ganze ist ein tagträumerischer Soundtrack, der verzwickt Elektronik und Akustik mit weichen Pinsel auf die musikalische Leinwand drapiert. Bestechend die ruhige Elegie, welche die Grundstruktur sanft ummantelt und für reichlich Gänsehaut beim Hörer sorgt. Selbst in energischen Momenten, evtl. bei "Hoary man" behält man die wavige Graziösität bei und wandelt auf einem ruhigen See voller Emotionen. Ein komplett tief durchdachtes Album, dessen Faszination nicht von Eingängigkeit bestimmt wird, sondern vom Glanz einer unglaublich berührenden Musik.

Fazit: Wunderschön, ein romantischer Kleinod! Info: www.kalinkaland.de (andreas)


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