HIM "Uneasy Listening" (Balladen Melancholie Rock)
(Sony/BMG)

Die erste Boy Band der schwarzen Szene läßt langsam das mahnmalige Extrakt der Verführung minderjähriger, schwarzgekleideter Mädchen abblättern und zelebriert uns hier abgespeckte Varianten ihrer größten Hits.
Mehr noch als sonst lenkt man die Aufmerksamkeit auf das samtene Düsterstimmband von Ville, der sich hier ausbreitet, als wäre der rote Teppich aus bunter Kreide. Musikalisch sind die Versionen durchdacht, zielen auf Akustik und verzichten meistens auf den Möchtegern-Stadionrock, was dem gesamten Werk eine pikante Note verleiht. Bemerkenswert, wie die hart gespielten Saiten in "buried alive by Love" Ville zum rauen Stimmbandakrobat werden lässt, dessen dünnes Seil reichlich Zigarettengeschwängert daherkommt. Genial hier, dass man auf das Stimmen der Gitarre komplett verzichtete, was dem rauen Gesamteindruck noch verstärkt. Man fragt sich, ist das jetzt Cash unter Drogen oder unter Entzug? "Gone with the sin" wird dagegen kammerorchestralisch aufbereitet und hat in der Führung etwas bedrohlich sinnliches. "The Sacrament" nennt sich nicht ohne Grund Disrhythm Remix. Die Klanglandschaft erinnert an früheren 4AD Sound. "The funeral of Hearts" wird fast allein von der Akustikgitarre begleitet und fordert geradezu zum Abbrennen von Räucherkerzen auf. "It's all Tears" (ein wenig Doors-Like) und "For you" gibt es als unplugged Live Radio Performance. "In joy and sorrow" behält seine balladeske Wirkung, wird aber mit dezenten orchestralen Bombast verfeinert. Ein herrlich ungeschminktes Werk voller überraschender Versionen. (andreas)


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