SATURNUS "Veronika decides to die" (Doom Rock)
(Grau)

Die Dänen liessen uns fast sechs Jahre auf den Nachfolger von "Martyre" warten. Der Weg zum dritten Werk der Skandinavier war steinig und von mehreren Bandumbesetzungen geprägt. Lassen wir die Vergangenheit und befassen uns mit dem aktuellen Doom Feuerwerk des neubesetzten Sechsers.

Mit unglaublicher Präzision geht man an die 8 Zeitlupen Tracks ran. Die tiefdüstere Atmosphäre ist geprägt von tiefen Riffs, schwarzromantischen Melodieschnipseln und alptraumhafter Bedrückung. Der Opener ist sogleich ein schleichender Moloch von über 10 Minuten. Sänger Thomas wird immer mehr zum Portugiesen und variiert zwischen gegrowltem Flüstern und wütenden Exzessen. Die brachiale Energie wird immer wieder von akustischen Zwischenspielen unterbrochen, die mal klassisch, mal sehr Dark wavig daherkommen. "Pretend" z.B. lebt von diesen Zwischenspielen. Die Harmonie der Melancholie segelt auf tiefdüsterem Untergrund der Endzeit entgegen. Verspielt lässt man eine latente Bittersüße in den Song fliessen. Ein progressives Solo verwirrt und führt doch direkt in eine Hookline, die sich betörend dem schwarzen Herz hinneigt.

"Descending" ist ein ruhiger Fluß, dessen Wellenschlag sanftmütig die Ufergegend streicht. Vieles erinnert an das Zweitwerk von Empyrium, so könnte dieser Song eine Adaption von "Melancholy" sein. Das Einbringen von Santana Gitarren wirkt in diesem Kontext nur auf dem ersten Ohr störend. Thomas holt seinen Gesang aus den tiefsten Tiefen seiner dunklen Stimmbänder. Die unterschwellige Aggression wird zum verzweifelten Rufer. Soundtrackartige Eleganz erinnert zuweilen an Fields zur Elysium Zeit. Man ist zwar immer geneigt zu sagen, der Gesang negiert die Schönheit der Romantik, aber bei jedem Ton wird deutlich, er hebt sie auf den schwarzen Thron.

Die lethargische Schwermut eines Pianos introiert das balladeske "rain wash me". Die Heavyness in wohlgeformter Dunkelheit zieht dich quasi in die Rotweinflasche. Die langatmige Geschwindigkeit wird exzessiv fast bis zum imaginären Stillstand betrieben. Die phobischen Strukturen sind beseelt von einer Harmonie, dessen Grundstock die Depression ist. Der entrückte tiefe Gesangstil könnte Faust oder Rasierklinge sein. Er könnte aber auch die Schäflein zählen, welche sich des Nächstens zu Raubtiere entwickeln.

Es ist eine unheimliche Ruhe, welche diese CD beherbergt (auch mal recht lieblich interpretiert in "all alone"), etwas magisches, etwas fesselndes. Ein Warten auf den Sturm, aber diese Band stirbt in Schönheit, kein Ton falsch gesetzt, alles durchdacht. Ein geschickt platzierter Trauermarsch voller bedrückender Momente, dabei immer der Schönheit des Mediums folgend. "All alone" ist hoffnungslos romantisch.

In "Embraced by Darkness" ist das Riffing und das Schlagzeugspiel wieder Rhythmusgebend. Die Ausrichtung ist in der Konsistenz wesentlich härter. Die Straightness zeigt sich natürlich nicht an der Tachonadel. Die nervenzerfetzende Trübsal-Intonation im Mittelteil malträtiert die warme Atmosphäre.

Eine absolut perfekte Doom Präsentation, die kühle Eleganz perfekt untermalt, der schwarze Pinselstrich durch van Gogh's Strohinterpretationen. www.saturnus.dk (andreas)


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