NOEKK "The Grimalkin" (Fantasy Dark Rock)
(Prophecy Productions)

Auf dem zweiten Album der Ex-Empyrium Musiker gibt es "nur" drei Songs (11, 10 und 20 Minuten) zu hören. Aber der Abwechslungsreichtum, die Virtuosität, die verwirrende Soundeskapaden usw. könnten ein ganzes Musikerleben beinhalten. Der Opener "The Albatross" gibt sich gleich der verworrenen Naturgeistlichkeit hin und wandelt zwischen bedrückendem Dark Rock, ambientartigen Soundeskapaden, Fantasy Metal, psychedelischen Trips und erhabenen Momentaufnahmen hin und her. Die ausladenden Exkursionen innerhalb der jeweiligen Stücke erinnern zuweilen an manche Rock Oper aus den 70ern, werden aber durch ihre atmosphärische Dichte sehr modern intoniert. Die Melange von himmlischen Darkbögen wandert zu chaotischen Exzessen voller schräger Töne. Während die Instumentalparts voller wirrer Schöpfungen glänzen, agieren die vokalistischen Momente in seichteren Gewässer, so kommen die warmen, tiefdunklen Stimmbänder am besten zur Geltung. Das vorherige negierend lässt man in opernartigen Passagen von "The Grimalkin" auch mal wütende, abgedrehte Gesangsakrobatiken erkennen. Im Variete der Geisteskranken gibt es keine klare Linien, der Psychopath gibt sich verträumt lethargisch und man weiß nie, wann er seine Borderline Störung nach außen lässt und in welche Richtung er strebt. Das 20-minutige Schlussepos schleicht sich zeitlupenartig in bester Doom Manier voran, ergibt sich einem latenten Folklorismus, vergeht sich in Tagträumereien, hinterlässt im Mittelteil einen naiven Kirmesgeschmack und lässt verspielt elegische Agonie gleiten. Die Vorliebe für alte Märchen und Sagen ist immer gegenwärtig, aber kaum einer anderen Band gelingt es die Vertonung ebenso bedrückend, wie elegant betörend zu inszenieren. Eine morbide Schönheit lässt vor dem imaginären Auge eine Vielzahl von Bildern entstehen. Vor den einen versteckt man sich, andere versucht man festzuhalten. Diese musikalische Kleinod sollte in einem dunklen, von dezenten Kerzenschein beleuchteten Zimmer genossen werden. Und richtig genießen kann man nur, wenn man sich fallen lässt. Nur dann entfaltet sich die mystisch ausstrahlende Energie dieses Werkes. (andreas)


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