MOONSPELL "Memorial" (Death/Gothic Metal)
(Steamhammer/SPV)

Eigentlich eine Scheibe für Eller, wie sie im Buche steht. Ein brachiales Saitengewitter und tiefe Growls schlagen einem nach getragener Introierung in die Fresse, äääh ...ins Gesicht. Kompromisslos die Düsternis, welche sich in atmosphärischen Zwischenparts ihren Tunnel durch die Exzessivität gräbt. "Finisterra" lässt die Aggressionen thronen, geht auf die zwölf und auch bei "Momento Mori" nimmt die Band das rasante Tempo nicht raus. Doch das ist nur der erste Eindruck, plötzlich werden die Saitengewitter melancholisch, verfangen sich in Harmonie und die Growls klaren auf wie der Himmel nach einem Gewitter. Der atmosphärisch dichte Wind lässt die schwarzen Wolken aber wiederkehren und vernichtet die Romantik mit Brachial-Grooves. Der aus den tiefsten Tiefen der Stimmbänder emporgeholte Gesang ist voller Aggressivität, beherbergt aber diese dunkle Eleganz, welche er in cleanen Parts auf den Altar der Düsternis legt. Unterbrochen von einem akustischen Zwischenspiel ("Sons of earth") gibt man sich wieder der betrüblichen Hysterie hin. Die geschrienen Stimmbandattacken werden von Riffs unterstützt, deren Härte konträr zur lakonischen Melodie verlaufen. Fernando verfällt nicht nur in tiefe Growls, er schreit sich des Öfteren die Seele aus den Leib. In "upon the blood of men" wird der Geschwindigkeitsrausch sakral introiert. In dem opulenten Wall of Sound, der eigentlich alles niedermetzelt, ist die Melodie trotzdem eine tragende Säule. Das stark auf nackenbrecherische Saiten spezifizierte Werk lässt in "at the Image of Pain" auch mal die Speed/Melodic Schiene befahren. Die eingebunden Solis zeugen dezent von verspielter Progressivität. Die Keys agieren eher im Hintergrund und liefern einen blutgetränkten Teppich. Zudem manifestiert sich die Wandlungsfähigkeit Fernandos in diesem Song. In "Sanguine" überrascht die Band mit schwarzromantischen Strukturen, welche nach und nach von Saitenattacken seziert werden und mit einem rauen Unterton im Gesang genossen werden. En extrem hartes Werk der Portugiesen, dessen Kompromisslosigkeit dem Goth Metal in den Arsch tritt und den Death Metal opulent bestrahlt. Ganz nebenbei: Zu was die Band fähig ist, zeigt sich in instrumentalen Begebenheiten, welche jeden Splatter-Film perfekt begleiten würden. www.moonspell.com (andreas)


MOONSPELL "Memorial" (Gothic Metal)
(Steamhammer / SPV)

Es ist kaum zu glauben: MOONSPELL haben es tatsächlich geschafft, mit ihrer aktuellen Veröffentlichung "Memorial" die Qualität ihres bereits genialen Vorgängeralbums "The Antidote" zu überbieten. Doch damit nicht genug: "Memorial" ist meines Erachtens auch die beste und zugleich härteste Moonspell-Scheibe aller Zeiten. Keine andere Veröffentlichung der Band kommt in einem solch brachialen und wuchtigen Soundgewand daher. Es wird wirklich so wild drauflosgedroschen, daß man sich fast bei jedem Song erneut wundert, daß die CD beim Abspielen nicht zu Staub zerfällt. Das heftige Gesamtklangbild entsteht vor allem durch die äußerst druckvollen Gitarrenattacken und den extremen Krächzgesang des Sängers. Zur Warnung: Wer auf die Vielseitigkeit der Stimme des Sängers abfährt, könnte von "Memorial" eventuell enttäuscht sein. Flüstergesang und Gesang der sonoren Sorte wird auf dem jüngsten Output relativ selten präsentiert. Für meine Begriffe paßt aber der zumeist unerbittliche Gesang auch ganz hervorragend zu den knüppelharten Schlagzeugpassagen und den bombastischen Keyboardschüben der Scheibe.

Jedes der insgesamt 14 Stücke ist in seinem Aufbau recht vielschichtig konzipiert. Da die Songs aber ebenfalls sehr klar strukturiert sind, kommt das gesamte neue Material sowohl sehr spannend als auch eingängig rüber. Unter anderem werden vier relativ kurze Instrumentalstücke geboten. Davon sind zwei eher ruhige Akustik-Gitarrennummern. Die übrigen zwei Tracks erweisen sich als bombastische Orchestralnummern, von denen die musikalische Urgewalt namens "Proliferation" wie eine besonders verstörende Variante aus dem Kosmos der Filmmusik zu "Das Boot" klingt. Das Stück ist einfach genial und unterscheidet sich zumindest in dieser Hinsicht nicht von den restlichen 13 Songs der Scheibe. Von den 10 Liedern, die mit Gesang bzw. Gebrüll gesegnet sind, kann man gerade mal bei dem Track "Luna" balladeske Züge feststellen. Hier wird der dunkle Krächzgesang des Sängers beim schleppenden und herrlich pulsierenden Refrainpart von hellem und wunderschönem Frauengesang überstrahlt. Die übrigen 9 Stücke sind dann aber wirklich knallharte Offenbarungen aus dem sehr abwechslungsreichen Moonspell-Universum. So wird bei dem sehr eingängigen Powersong "Blood Tells" souverän durch traditionell anmutende Gitarrenriffs für den Spannungsaufbau gesorgt, während bei dem derben Stück "Best Forgotten" durch ein wundervolles Gitarrensolo besondere Akzente gesetzt werden. Gelegentlich sorgt auch der wohl dosierte Einsatz einer Violine für Abwechslung. Besonders effektvoll geschieht dies jeweils als Krönung des Refrains beim mit erhabenen Keyboardschleifen agierenden Wunderwerk namens "Sanguine".

Schließlich komme ich nicht umhin, auch noch die zauberhafte künstlerische Aufmachung der mir vorliegenden Limited Edition von "Memorial" maßlos zu loben. Das mehrfach aufklappbare Cover offenbart im Inneren eine zusammenhängende prachtvolle Landschaftsszenerie, die gekonnt klassische Insignien der Gothic-Ästhetik integriert. Im Detail kontrastieren pechschwarze Grabdenkmäler, düstere Baumruinen und gelbliche Monde eindrucksvoll mit einem mehrheitlich in blutroten Farben gehaltenen Himmelszelt. Wer Kunst in dieser Form für Firlefanz hält, sollte trotzdem zur Limited Edition greifen, da diese zudem den Bonussong "Atlantic" bietet, der nicht zuletzt aufgrund des besonders gnadenlosen Gebrülls beim Refrain ein echter Leckerbissen ist. Zum Abschluß dieses Reviews kann ich es mir einfach nicht verkneifen, meinen bisherigen Lobeshymnen eine weitere hinzuzufügen: "Memorial" ist wahrlich eine der besten Metal-Scheiben, die ich jemals gehört habe! Weitere Infos: www.moonspell.com (stefan)


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