GATHERING, THE "Home" (Melancholic Pop)
(Sanctuary Records)

Die Holländer gehörten Mitte der 90er mit den Alben "Mandylion" und "Nighttime Birds" zur Speerspitze des female Goth Metals und verschreckten ihre Fans hernach mit dem reichlich experimentellen "How to measure a Planet". Es war ein Ausbruch aus einem Markt, den Labelmanager fortan zur Ausschlachtung freigaben. Die Band erschaffte ihre eigene Liga, verwirrte die Hörer mit futuristischen Soundscapes und liess in Akustik Konzerten immer mehr den Gesang von Anneke in den Mittelpunkt dringen. Das aktuelle Werk beherbergt dann auch die zuletzt offenbarten Widersprüchlichkeiten. Tori Amos gleich schleicht Anneke über elektronische Soundstrukturen, die mal von reichlich verwegenem Spieltrieb, mal von sphärischer Eleganz geprägt sind. Ihre Stimme ist von sanftmütiger Energie geprägt und besitzt in Untertönen ein trauriges blitzeln. Man kokettiert mit poppigen Strukturen, doch im Mittel wird das Album von melancholischer Schwermut beherrscht. Von sakraler Leichtigkeit getränkt, ist das wehmütige "a noise severve". Die durch dezente Instrumentierung eingeführte Monotonie umhüllt den Hörer und scheint ihm Geborgenheit zu schenken. Kleine Melodien tröpfeln in "forgotten" zu einem Gefängnis mit Gitterstäben aus Pianolängen. Die balladeske Schwere unterstützt schleichend den Liebreiz des Gesanges. In "Solace" vermengen die Niederländer ihre Experimentierfreude mit eingängigen Strukturen, die hier von stampfenden Percussions erzeugt werden. Der Opener überrascht mit einer musikalischen Mischung aus technoiden Klängen und Cure'skem Charme. Beides erscheint wie eine gelungene Adaption aus den 80ern. Die Stimme kann hier auch mal Schrill aktionieren und die Saiten schön schräg klingen. Das verwegene "Alone" lebt die Schönheit in ihrer radikalen Form und ist gespickt mit verwegenen Zwischenspielen, die mal soundtrackartig, mal lärmig den Hörer fordern. Trotz reichlich eingängiger Phasen hat man es hier nicht mit leicht zu konsumierender Kost zutun, der Facettenreichtum ist einfach zu groß. (andreas)


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