EISHEILIG "Elysium" (Doom Wave Rock)
(Drakkar/e-Wave)

Bereits das dritte Album der weitestgehend völlig unterschätzten Melancholie Rock-Romantiker aus Witten. Sicherlich wird man diese Band wieder in die Rammstein/Oomph Ecke stecken, aber wenn wir unsere Ohren mal auf Taub gegenüber der eigenen Sprache stellen, dann hat dieses Werk sehr viel Anathema und auch ansonsten dürfte man mit jeder melancholisch verklärten Doom Combo in Verbindung gebracht werden. Im Endeffekt versteht es kaum eine andere deutsche Band, atmosphärische Morbidität in ein Melodiegewand zu kleiden, dessen gefühlvolle Elegie ihre Energie in unterschwelliger Aggressivität sucht. Brachiale Saitengewitter treffen auf betörende Hooklines, straighte Rhythmik vervollständigt sich in harmonischen Soundgemälden.

Was die Band ausmacht ist ihre sphärische Dichte. Saitengewitter prallen wie ein Tsunami auf die Felsen und dann begegnet man einem Lavastrom aus dunklen Kaltstein in "Lucifer". Choral unterstützt, mit dem Sakrament der Melancholie lässt man die Endzeithymne dahinfließen. Zeitlupen Riffs ziehen einen in den Abgrund einer unheimlichen Welt. Die Depression des Pinselstrichs bildet einen Rahmen, dessen elegante Durchdringlichkeit einen Refrain offenbart, der sich tiefdunkel in die Gehörgänge windet und dort einen sakralen Altar errichtet. Das balladesk intonierte "Dein Traum" ist ein voller Gefühl gesegneter Song, der sich mit jedem Ton weigert, dem Kitsch zu huldigen. Passend zum Titel erinnert das Stück an ein "Gute-Nacht-Lied" für das schwarzgewandete Volk. "Flug der Möwen" ist dagegen wesentlich subtiler gegenüber dem straighten Doom Rock. Die Gitarren werden sehr heavy gespielt, das Schlagzeug lässt den Rhythmusgeber raus und Sänger Dennis lässt seiner warmen Solvenz eine Spur Rauheit entlocken. Dieses im Mark bedrückende Intermezzo implodiert in einem brachialen Finale.
Locker, flockig dagegen "Fährmann", welches trotz des teils durchgeknallten Riffings sehr weich präsentiert wird. Ein betörender Refrain, konträr zum Gesamtbildnis. Die Strophen getragen von leichtzupfigen Saiten. Dennis lässt seinen Gesang sehr variabel in diesen Song fließen. Mal rau, mal flüsternd und dann haut er den charmanten Warm-Vocaliker im passenden Moment raus. Ich weiß ja nicht, aber ich glaube, das sehr kurzes Intro zu "König der Planeten" ist von DÖF ("Codo"). Hernach liefern sich Gitarren und Piano-Keyboard einen kleinen Kampf, deren Sieger dann Melodie getauft wurde. In "Sturm" zeigt sich die Verspieltheit dieser Band und auch ihre Wandlungsfähigkeit. Dezent eingestreute Ruhepole wechseln mit straighten Riffing und gipfeln in einem Refrain, der sich unheimlich (im doppelten Sinne) gefühlvoll darbietet.

Eisheilig liefern uns ein perfektes hart-dunkles Werk, welches voller eindringlicher Melodien nur so strotzt. Ein Borderline-Ritt zwischen Depression und Manie. Hinzu gesellen sich metapherartige Texte, welche mit einer gewählten Sprache geschrieben wurden und sehr durchdringend intoniert werden. Elysium ist in der griechischen Mythologie die "Insel der Seligen". Wie wär's also mal wieder mit einem Urlaub im Paradies? www.eisheilig.de (andreas)


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