EDENBRIDGE "The Grand Design" (Bombast Metal)
(Massacre Records)

Als ich die ersten Töne des Albums hörte, hatte ich auch gleich den definitiven Vergleich, "Queen". Dem Bombast Rock dieser Band hat man eine Beigabe an Metal Riffs hinzugefügt. Hinzu kommt anstatt Androgynität eine weibliche Komponente im Gesang. Der sich dazu gesellende ausladende Prog Rock findet sich in verspielten Saiten Soli, während Keys und eingestreute klassische Instrumente wie Mandoline oder Bouzouki (Violine im Titelsong) gar einen psychedelischen Touch offenbaren. Neben straightem Riffing beherbergt das fünfte Album der Österreicher auch eine gefühlvolle, leicht balladeske Seite.
Die mystisch angehauchten, verspielten Songstrukturen sind sehr komplex arrangiert, bei genauerem Hinhören, werden die teils poppig-eingängigen Vehemenzen mit reichlich Experimentalität zusammen gehalten. Soundtrackartige Introierung trifft auf ein Klanggebilde voller straighter Riffs und eine unverbrauchten weiblichen Stimme, die sehr natürlich ihre Vokalakrobatiken in die Musik fügt. Gerne hätte ich dem Mischer mal über die Schultern geschaut oder besser ins Gesicht. Denn die Band scheut es nicht, ein symphonisches Gewitter voller chaotischer Extravaganzen zu präsentieren. Dieses, das Gesamtgefüge sprengen könnende Extrakt, ist aber wirklich passend zusammengefügt. Und zur Not hilft eine Piano-Ballade wie "The most beautiful Place", die zugegeben etwas kitschig heraus lugt. Gerade in dieser ruhigen Phase hätte der Band auch mal ein etwas minimalistischeres Vorgehen gut zu Gesicht gestanden. Das brachiale "See you fading afar" holt uns aus Tagträumereien und das in bester "Nightwish" Manier. Fehlgeschlagen ist "On the Top of the world", das klingt ja wie "never ending Story" von Limahl. Und Sabine sollte nicht versuchen, die extrem hohen Töne zu singen. Bei allem Respekt, eine Kate Bush ist meilenweit entfernt. Gott sei Dank ist von diesem Kitsch-Pop nicht allzu viel auf dem Album vorhanden. Dagegen ist "Taken away" wieder ein Beweis dafür, dass man gefühlvolle Balladen beherrscht. Dezent schleicht die Traurigkeit in ein warmes Bett.

Diese Band wird ja überall mit Nightwish verglichen, deshalb hier mal ein paar Unterschiede und konträr dazu die subjektiven Vergleiche. Das Songwriting ist hier wesentlich ausgewogener, die klassischen Instrumente kommen nicht vom Keyboard, die Stimme ist klarer strukturiert, man orientiert sich eher am Rock der 80er als am Metal, die gezupften Akustik-Saiten. Vergleichbar sind die wenig variablen straighten E-Saiten, der im Heavyness verwurzelte Bombast und der Hang zur durchdringen Melodielinie. Aufgenommen wurde das Werk mit reichlich Gastmusikern, wobei sich vokalistisch besonders Robby Valentine auszeichnete, der bis zu 64-stimmige Chöre zu den episch angehauchten Songs "Terra Nova" und dem über 10minutigen "The Grand Design" beisteuerte. Das Album liefert reichlich Bombast, ergibt sich der Harmonie und könnte in manchen Passagen ein wenig Pfeffer vertragen. Die Opulenz ist zuweilen erdrückend, und wenn wir schon bei Gewürzen sind, etwas zuviel Maggi und etwas zuwenig Kräuter. Trotzdem: Guten Appetit! www.edenbridge.org (andreas)


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