COTTENBOMB "Don't worry little baby" (Blues Core)
(Whirlwind Records/SX Distribution)

Dass es sich hier um eine Band aus Deutschland handelt, ist musikalisch kaum erkennbar, eher würde man sie in den Wüstenoasen Australiens oder in Amerika beheimatet sehen. Die aus dem Osten der Republik stammende Combo spielt eine slidige Mischung aus Country Rock á la Waits, verbindet es mit einem Whiskey getränkten Cash und nebelt nebenbei die düstere Seite eines Cave hervor. Die erdingen Rock Songs besitzen eine rohe Seite, es erscheint so, als wäre das Album quasi in einem Stück ohne Proben aber mit dem nötigen Spass entstanden. Die Band verzichtet zugunsten eines charmanten Klanggebildes der Innovation auf so unwichtige Dinge wie Songwriting, der Untertitel "Sessions" verdeutlicht dieses autodidaktische Unterfangen, welches die genialen Musiker enthemmt jeder musikalischen Struktur eine Blues-Orgie entstehen lassen, dessen Frische selbst im tristen Wohnzimmer zu begeistern weiß. Der derbe Gesang, mit zigaretten-getränkten Stimmbänder dargeboten, ist dabei von einer unterschwelligen Aggressivität behaftet, dessen dunkle Energie auf der Welle eines Tsunamis zu schweben scheint. Das Ganze erinnert an die frühmorgendlichen Besuche Londoner Jazz Cafes, bei denen es nicht nur (gerade wenn man die etwas abgefuckten Läden besuchte) chilligen Jazz gab, sondern auch mal brachiale Aufwachsongs, verpackt mit melodischen Krachsonaten. Zwar wird die Band keine Hammond-Orgel mehr benutzen, aber die eingestreuten, daran erinnernden Passagen, haben Doors Charakter und das Ausflippen zu bestimmter Zeit lässt zumindest das Gesicht eines Morrison vor'm imaginären Auge entstehen. Der Titelsong ist eher ruhig gehalten, der Gesang hält davon nichts und explodiert in seiner Rauheit. Hier existiert übrigens eine sehr vertrackte Melancholie, welche sich im folgenden "one hundred Years" manifestiert. Verqualmte Blues Schuppen voller schmächtig dreinblickender Singles liefern das Umfeld. Die Band nimmt sich hier eher zurück, lässt eine fast morbide Atmosphäre entstehen. Ein perfektes Blues Album zwischen Nostalgie und Moderne. Info: www.cottonbomb.com (andreas)


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